Brake. „Die Zahlen zur Armutsgefährdung im Norden sind angesichts der Inflation neu zu bewerten“, sagt Jürgen Bley, Erster Vorsitzender SoVD Kreisverband Wesermarsch: „Die Quote lag vor zehn Jahren bei 19,2, 2022 bei 21 Prozent. Wie sieht es aus, wenn Haushalte durch die Preissteigerungen bei Lebensmitteln und Wohnen noch stärker belastet werden und mit ihrem Einkommen nicht mehr zurechtkommen – unabhängig davon, ob ihr Einkommen unter die Armutsgefährdungsschwelle fällt oder nicht. Wir brauchen mehr Maßnahmen gegen Armut“.
Während die Armutsgefährdungsquote 2022 in Gesamt-Niedersachsen bei 17,1 Prozent – und damit leicht über dem Bundeswert von 16,7 Prozent lag, sank der Wert in der Region (Wesermarsch, Friesland, Wittmund, Emden, Leer, Aurich, Wilhelmshaven) zum Vorjahr von 21 ,1 auf 21 Prozent. Das dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass die aktuelle Inflation nicht alle Menschen gleich trifft. Wenn Energie und besonders Lebensmittelpreise weiter steigen, rückt die Armutsgrenze für viele immer näher.“ Bley fordert daher die baldige Einführung der Kindergrundsicherung, eine Anhebung der Renten sowie Maßnahmen gegen den Mietanstieg.
Die Inflationsrate lag im Mai diesen Jahres zwar „nur“ bei 6.2 Prozent. Aber Nahrungsmittel wurden zwischen April 2022 und April 2023 um 17,2 Prozent teurer. Bley: „Einkommen verlieren an realer Kaufkraft. Dadurch schrumpft der materielle Lebensstandard. Wenn sich Lebensmittel über die Maßen verteuern, sind Menschen mit geringem Einkommen und ohne Rücklagen besonders betroffen, weil sie keine Alternativen haben – außer hungern.“
Die Armutsgefährdungsquote gibt den Anteil der Bevölkerung an, der mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens auskommen muss. Die Armutsgefährdungsschwelle lag nach Angaben des Statistikamts 2022 in Niedersachsen für einen Einpersonenhaushalt bei 1.167 Euro, für einen Haushalt mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren bei 2.452 Euro. Bei Haushalten von Alleinerziehenden mit einem Kind unter 14 Jahren waren es 1.518 Euro.
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