Varel. Im Juni 2023 warnte die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) vor einer bevorstehenden unzureichenden ambulanten Patientenversorgung. Es drohten Praxisschließungen, Wartezeiten und Versorgungslücken bei ÄrztInnen aber auch bei PsychotherapeutInnen. Gründe seien die auch in Praxen spürbare Inflation sowie der (Fach-)Ärztemangel vornehmlich auf dem Land. „Auch Friesland ist betroffen. Besonders die kinderärztliche Betreuung muss verstärkt werden“, sagt Bernd Piper, Erster Vorsitzender SoVD Kreisverband Friesland: „Es ist gut, wenn kommunalpolitisch bereits über die kinderärztliche Versorgung in Varel diskutiert wird. Denn wir brauchen Ansprechpartner/Innen, an die sich Ärzte/Innen wenden können, wenn sie zu uns wollen.“
Eine Studie der Robert-Bosch-Stiftung zählt für Deutschland bis 2035 etwa 11.000 unbesetzte Hausarztstellen. Fast 40 Prozent der Landkreise droht Unterversorgung. Bundesweite Anreize, Stipendien und Förderungen, um mehr Mediziner aufs Land zu bringen, reichen offenkundig nicht. Piper: „Der Landkreis Friesland sollte nicht dabei sein.“ Er schlägt ein medizinisches Standortmarketing der Kommune vor, um potentiellen ÄrztInnen die Lebensqualität und Vorzüge in der Region sowie die kulturellen und schulischen Möglichkeiten für die Familie, nahezubringen.
„Nachwuchsmediziner fragen sich heute nicht, wo möchte ich praktizieren, sondern auch: Wo möchte ich leben? Daher spielt das regionale Freizeit- oder Bildungsangebot eine große Rolle.“ Die Region könne hier mit seinem hohen Freizeitwert, etwa an der Küste in Dangast punkten. Piper verweist auf „Klebeeffekte“ im Standortmarketing: „Wer einmal bei uns war und erwägt, es mit seiner Familie auf dem Land zu versuchen, kommt wieder, wenn er weiß, was bei uns möglich ist“. Dabei rät Piper „zur Kooperation statt zum Kirchturmdenken, um den Wettbewerb zwischen Standorten zu mindern.“ So unterstützt der SoVD Friesland die Einrichtung eines Sozialpädiatrischen Kinderzentrums in der Region, um Kinder-Arztpraxen zu entlasten. Ein solches Zentrum in Friesland könnte entstehen, wenn Landkreise und Städte kooperieren – auch um Mitarbeitende zu finden.
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