Oldenburg. Bremsen oder Gas geben – das ist hier die Frage: Stadtbaurätin Christine-Petra Schacht trat am Morgen bei einem Fototermin in die Pedale, um die optimale Geschwindigkeit für die neue „Grüne Welle“ für den Radverkehr an der Ammerländer Heerstraße herauszufinden. Diese sorgt bei entsprechendem Tempo auf drei Abschnitten mit einer Länge von jeweils 100 Metern für freie Rad-Fahrt. Dazu sagt die Stadtbaurätin: „Grüne Wellen für den Radverkehr gibt es in Oldenburg bisher nur auf kürzeren Abschnitten. Künftig sollen Radfahrende auf der stark frequentierten Strecke zwischen der Fahrradstraße am Haarenufer und der Universität Oldenburg von der intelligenten Schaltung profitieren. Neu sind zudem die zusätzlichen im Boden eingelassenen LED-Lichter zwischen Haarenfeld und Uhlhornsweg, die das ideale Tempo anzeigen.“
Mit der richtigen Geschwindigkeit schneller ans Ziel
Dort wurden insgesamt 45 LED-Lampen verlegt, die durch Aufleuchten anzeigen, dass gerade alles im grünen Bereich und kein Abbremsen nötig ist. Die implementierten Signalprogramme sind auf die Belange und Geschwindigkeit des Radverkehrs ausgerichtet. Heißt: Bei viel Autoverkehr werden die bisherigen Programme geschaltet – wenn hingegen ein großes Radaufkommen herrscht, werden automatisch die neuen Programme aktiviert. Möglich wird dies durch den Einsatz von Radzählschleifen und Wärmebildkameras.
Jan Bernath vom Amt für Verkehr und Straßenbau beschreibt die Oldenburger Besonderheit: „In Oldenburg ist die Umsetzung einer Grünen Welle für den Radverkehr kompliziert, da hier die Signalanlagen verkehrsabhängig betrieben werden und die Grünzeiten auch über die Busbeschleunigung beeinflusst werden. Aber: In einer Simulation hat sich die Prognose der Grünzeiten als ausreichend zuverlässig erwiesen.“ In der Praxis wird sich diese Prognose noch bewähren müssen. Vergleichbare Projekte sind in Deutschland in dieser Form übrigens bislang nicht bekannt. Vorbild für Oldenburg war das Kopenhagener Modell, das vor mehr als zehn Jahren in Dänemarks „Fahrrad“-Hauptstadt umgesetzt wurde.
So geht es weiter
Wenn sich die optische Anzeige der Grünen Welle an der Ammerländer Heerstaße bewährt, wäre dies ein weiterer Baustein für die Förderung des Radverkehrs – insbesondere für die geplanten Premiumrouten. Die Testphase läuft noch das gesamte Frühjahr, bis dahin erfolgen noch Feinjustierungen im System. Geplant ist zunächst, dass die LEDs in den Nachtstunden ausgeschaltet werden. Aber auch dies wird evaluiert werden.
Zudem soll künftig die Lücke der Grünen Welle bis zur Fahrradstraße Haarenufer geschlossen werden – jedenfalls, was die clevere Ampelschaltung betrifft: So wurde gerade die Ampel an der Ofener Straße / Am Zuggraben für dieses Projekt optimiert. Was noch fehlt ist die Justierung der Ampel an der Autobahnabfahrt: Diese muss ohnehin verändert werden und wird später zusammen mit den Radverkehrsprogrammen in Betrieb gehen.
Über die Kosten
Die Gesamtkosten des Projekts werden auf 200.000 Euro geschätzt. 65 Prozent werden vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr aus dem Förderprogramm „Digitalisierung kommunaler Verkehrssysteme“ bezuschusst, so dass der städtische Eigenanteil nur 70.000 Euro beträgt.
Allerdings musste die Stadt doch etwas tiefer in die Tasche greifen, als geplant: Denn einige der LED-Leuchten waren im Dezember 2023 von Unbekannten aus dem Boden gerissen und in nahe gelegene Vorgärten geworfen worden. So verzögerte sich der ursprünglich angedachte Zeitplan für die offizielle Inbetriebnahme unnötig weiter.