Bernhard Winter (1871-1964) wird auf Beschluss des Stadtrates die ihm 1961 verliehene Ehrenbürgerwürde posthum aberkannt. (Quelle: Stadtmuseum)

Oldenburg. Der Rat der Stadt Oldenburg hat am Montag, 27. Mai, auf Antrag der Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen und SPD mit großer Mehrheit beschlossen, Bernhard Winter (1871-1964) die ihm 1961 verliehene Ehrenbürgerwürde zu entziehen. Grund ist Winters Rolle während der Nazi-Zeit und seine Verstrickung mit dem nationalsozialistischen Regime. Für diese Entscheidung votierten neben den Grünen und der SPD auch Oberbürgermeister Jürgen Krogmann, die Gruppe FDP/Volt und die Fraktion BSW sowie Andreas Sander (Piratenpartei) und die parteilose Vally Finke. Die CDU-Fraktion stimmte dagegen, Andreas Paul (AfD) enthielt sich.

Da die Ehrenbürgerwürde bereits mit dem Tod der Geehrten erloschen ist, gilt die Aberkennung als symbolischer Akt und politisches Zeichen. „Eine kritische Auseinandersetzung mit unserer Geschichte halten wir gerade in der heutigen Zeit für außerordentlich wichtig“, heißt es in der Antragsbegründung von Bündnis 90/Die Grünen und SPD. 

Viermal ist Oldenburger Ehrenbürgern diese Würde bislang nachträglich wieder aberkannt worden. 1948 hatte der Stadtrat Adolf Hitler und seinem Weser-Ems-Gauleiter Carl Röver die ihnen 1937 verliehenen Ehrenbürgerrechte posthum wieder entzogen. 2015 wurden der ehemalige Reichspräsident und Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg (ihm war die Ehrenbürgerwürde 1917 zuerkannt worden) und der Schriftsteller August Hinrichs (erhielt 1944 das Ehrenbürgerrecht) von der Liste der Ehrenbürger der Stadt Oldenburg gestrichen. 

„Rassistischen und völkischen Geist offenbart“
Bernhard Winter war ein in der Region populärer Heimatmaler, der sich um die Jahrhundertwende durch Fürstenportraits und Darstellungen des bäuerlichen Lebens großes Ansehen erworben hatte. Eine von der Stadt Oldenburg im Zuge der Diskussion über Straßennamen beim Institut für Geschichte der Universität Oldenburg in Auftrag gegebene und 2013 veröffentlichte wissenschaftliche Untersuchung belegt, dass Bernhard Winter schon vor 1933 in seinen Äußerungen einen „rassistischen und völkischen“ Geist offenbart hatte. Winter wurde im „Dritten Reich“ in Oldenburg von der NS-Regierung gefördert und geehrt. Neben der 1941 verliehenen Goethe-Medaille erhielt er 1943 den Gaukulturpreis. 

Kunst der NS-Ideologie angepasst
Es gibt laut der Studie keine Anhaltspunkte dafür, dass sich Winter dem Einfluss der Nationalsozialisten zu entziehen versuchte. Vielmehr sei er bemüht gewesen, dass seine Kunst der kulturpolitischen Ausrichtung im Nationalsozialismus entsprach, indem diese das Deutschtum und das „Nordische“ sowie die Ablehnung des „Fremdtums“ betonte. Der Entschluss, mit 70 Jahren 1941 einen Aufnahmeantrag in die NSDAP zu stellen, kann nach Auffassung der Autoren der Studie als ein Ausdruck der empfundenen Verpflichtung angesichts der ihm zuteilgewordenen Ehrungen verstanden werden. Es finden sich keine Hinweise auf eine externe Beeinflussung zum Parteieintritt, zumal der Antrag aus Altersgründen und wegen der früheren Zugehörigkeit zu einer Freimaurerloge abgelehnt wurde, was allerdings keine negativen Folgen für den Künstler mit sich brachte. Noch 1945 malte Winter das Bild „Das letzte Aufgebot“, das Wehrmachtsoldaten im Kampf glorifizierte und von der Presse „als Inbegriff der verbissenen Abwehr unserer Tage“ gedeutet wurde.

Nach 1945 habe sich bei ihm keinerlei kritische Reflexion seiner Haltung während der NS-Zeit erkennen lassen, heißt es in dem gemeinsamen Antrag von Bündnis 90/Die Grünen und SPD. Nichtsdestotrotz wurde Winter noch 1956 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse durch Bundespräsident Theodor Heuss verliehen und 1961 die Ehrenbürgerwürde der Stadt Oldenburg zuerkannt.  
 
Info-Tafel am Straßenschild
Nach dem nun gefassten Ratsbeschluss soll – neben der Aberkennung der Ehrenbürgerwürde – eine Info-Tafel am Straßenschild der Bernhard-Winter-Straße angebracht werden. Der Inhalt der Info-Tafel soll eine historische Einordnung der Person Bernhard Winters vornehmen.