Mit der nötigen Lockerheit zu den Olympischen Spielen: Jannis Maus zeigt den Surfer-Gruß. (Foto: Team Deutschland_Picture Alliance)
Oldenburg. Für Jannis Maus geht ein Traum in Erfüllung: Der Oldenburger Kitesurfer ist einer von 427 Athletinnen und Athleten, die vom 26. Juli bis zum 11. August für das „Team Deutschland“ bei den Olympischen Sommerspielen in Paris an den Start gehen werden. „Es ist absolut phänomenal, zu wissen, dass man Teil der weltgrößten Sportveranstaltung sein wird“, freut sich Maus. Wobei das Revier für Deutschlands besten Kiter Marseille sein wird. Denn die französische Mittelmeer-Stadt ist Austragungsort der Olympischen Segel-Wettbewerbe – zu der auch die Maus‘ Disziplin Formula Kite gehört, die in diesem Jahr Olympia-Premiere feiert. Zu denen, die dem „Team D“ und insbesondere Jannis Maus die Daumen drücken werden, zählt Oldenburgs Oberbürgermeister und Sportdezernent Jürgen Krogmann. „Ich freue mich auf Olympia und darauf, dass mit Jannis Maus ein gebürtiger Oldenburger dabei ist“, sagt Krogmann. „Ich wünsche ihm, dass er seine beste Leistung abrufen kann, dass Wind und Wellen immer auf seiner Seite sind und dass er möglichst viel von der Olympia-Stimmung aufsaugen kann.“
Tolle Entwicklung
Als WM-Fünfter dieses Jahres zählt Jannis Maus im neu-olympischen Kitesport zum halben Dutzend Medaillenkandidaten in seiner Disziplin. Seine Leistungskurve zeigt nach seinem Master-Abschluss an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg vor zweieinhalb Jahren und dem Vollzeit-Einstieg in den olympischen Leistungssport deutlich nach oben. Nadine Stegenwalner, Sportdirektorin des Deutschen Segler-Verbandes, sagt: „Jannis hat eine souveräne WM bestritten. Er hat sich toll entwickelt und wiederholt international stark präsentiert. Mit ihm blicken wir sehr zuversichtlich nach Marseille.“ Jannis Maus, der bei der WM im Mai nur knapp eine Medaille verfehlt hatte, hat sich für Olympia vorgenommen: „Wenn ich es unter die Top Vier schaffe, dann will ich auch eine Medaille.“
Abitur und Master in Oldenburg
Der mehrfache Deutsche Meister ist seit 2007 Kitesurfer. Mit 13 Jahren nahm er erstmals an einem Kitesurf-Wettbewerb teil. 2014 machte Jannis Maus am Herbartgymnasium sein Abitur, anschließend studierte er an der Universität Oldenburg Chemie und absolvierte seinen Master im Studiengang Erneuerbare Energien. Als Profisportler startet der heute 28-Jährige für den Verein Cuxkiters (Cuxhaven).
Wettbewerb ab 4. August
Jannis Maus freut sich zunächst auf die Eröffnungsfeier, die auf der Seine in Paris ausgetragen wird. Selber an den Start gehen wird er in seinem Wettbewerb erst ab dem 4. August. Das Halbfinale sowie das Finale finden dann am 8. August statt – im besten Fall mit einem Oldenburger Teilnehmer.
Daumen drücken auch für Kim Lea Müller und Jenny Behrend
Einen starken Bezug zu Oldenburg hat auch BMX-Ass Kim Lea Müller. Die 22-Jährige, die in Remscheid lebt und seit einem studienbedingten Aufenthalt in Oldenburg für den Oldenburger Verein Backyard fährt, blickt bereits auf eine Reihe von internationalen Erfolgen zurück. Als zweimalige EM-Zweite und X-Games-Dritte hat sie ebenfalls Chancen auf eine Medaille. Der Freestyle-Park-Wettbewerb wird am 30. und 31. Juli in Paris auf einer eigens gebauten Anlage am Place de la Concorde ausgefahren. Dass dann auch bei „Backyard“ mitgefiebert wird, dürfte gewiss sein.
Und Daumen gedrückt werden in Oldenburg sicher auch für Jenny Behrend. Die 28-jährige Handballerin, die von 2014 bis 2021 das Trikot des VfL Oldenburg trug und hier 2018 den DHB-Pokal gewann, hat sich mit dem deutschen Nationalteam erstmals seit 2008 für Olympia qualifiziert. Die deutschen Handball-Frauen treffen in der Vorrunde (ab 25. Juli) auf Südkorea, Schweden, Slowenien, Dänemark und Norwegen.
Blick in die Oldenburger Olympia-Geschichte
Jannis Maus, Kim Lea Müller und Jenny Behrend sind nicht die ersten Sportler und Sportlerinnen aus Oldenburg oder mit starkem Oldenburg-Bezug, die im Schatten der olympischen Ringe antreten. Zu ihren Vorgängerinnen und Vorgängern zählten:
- Schwimmerin Helga Schmidt (1937-2018) war während ihrer Schul- und Studienzeit für den Oldenburger SV aktiv, nahm an den Olympischen Spielen 1956 in Melbourne (Platz vier über 100 Meter Rücken), 1960 in Rom und 1964 in Tokio teil.
- Uta Frommater schwamm als gebürtige Oldenburgerin 1968 bei den Sommerspielen in Mexiko-Stadt mit der 4×100-Meter-Lagen-Staffel im Schwimmen zur Bronzemedaille.
- Rita Köster verpasste 1992 in Barcelona mit dem gesamtdeutschen Handballteam Bronze nur knapp.
- Amelie Lux sorgte als „Surf-Floh“ für Aufsehen: Als 23-Jährige gewann sie 2000 in Sydney die Silbermedaille. 2004 in Athen belegte die Oldenburger Windsurferin Platz 7.
- Jens Schreiber wurde als Freistilschwimmer 2004 in Athen Achter mit der 4×100-Meter-Staffel, mit der 4×200-Meter-Staffel erreichte der gebürtige Oldenburger den sechsten Platz.
- Oliver Gussenberg wurde als Judoka in Athen 2004 Siebter. 2000 in Sydney war der gebürtige Oldenburger im ersten Kampf ausgeschieden.
- Michael Zellmer, in Oldenburg geboren und in Hude aufgewachsen, nahm als Torhüter der Wasserball-Nationalmannschaft an den Olympischen Spielen 2004 in Athen teil, als das deutsche Team den fünften Platz erreichte, sowie 2008 in Peking (Platz 10).
- Norman Ackermann, der seine Karriere im Fechtklub zu Oldenburg begann, war 2004 in Athen Ersatzfechter der Degen-Mannschaft, die Bronze gewann.
- Oliver Köhrmann und Johannes Bitter standen mit dem Handball-Nationalteam 2008 in Peking auf dem Parkett – die gebürtigen Oldenburger schieden nach der Vorrunde aus. Torwart Bitter feierte 13 Jahre später in Tokio sein Olympia-Comeback. Im Viertelfinale war Schluss.
- Ruth Spelmeyer nahm als 400-Meter-Läuferin an den Spielen in Rio 2016 und Tokio 2021 teil. Die in Oldenburg aufgewachsene und während ihrer gesamten Karriere für den VfL Oldenburg startende Leichtathletin schied 2016 im Einzel-Halbfinale aus. 2021 erreichte sie mit der Mixed-Staffel über 4×400-Meter den Finaleinzug. Mit der Frauen-Staffel schied sie im Halbfinale aus.