Grundsteinlegung der besonderen Art: Am 4. Juli 2023 sprühte EGH-Leiter Klaus Büscher (Mitte) gemeinsam mit (von links) Oberbürgermeister Jürgen Krogmann, Kämmerin Dr. Julia Figura, Museumsleiter Dr. Steffen Wiegmann und Kulturamtsleiterin Christiane Cordes gute Wünsche fürs neue Stadtmuseum in der Baugrube an die Fundamentwand. (Foto: Hauke-Christian Dittrich)
Oldenburg. 1990 kam Klaus Büscher zur Stadt Oldenburg, sowohl im Hochbau als auch im Denkmalschutz, in der Bauordnung und im Stadtplanungsamt hat er das Gesicht Oldenburgs mitgestaltet. In Kürze geht der 64-jährige Diplom-Ingenieur und Architekt in den Ruhestand – am 31. Juli ist sein letzter Tag im Dienst. Seit dem 1. August 2021 hat er den städtischen Eigenbetrieb für Gebäudewirtschaft und Hochbau (EGH) geleitet, seit 2006 hatte er an der Spitze des Amtes für Umweltschutz und Bauordnung gestanden. Seine Nachfolge beim EGH tritt ab dem 1. Oktober Klaus Schavan an. Im Interview spricht Klaus Büscher über besondere Projekte und neue Herausforderungen.
Sie sind seit über 30 Jahren bei der Stadt und haben die Entwicklung Oldenburgs aus Sicht verschiedener Ämter begleitet: Blickt man heute anders auf Bauen und Stadtentwicklung als in den 1990ern oder Nuller-Jahren?
Büscher: Ganz eindeutig ja; die Schwerpunkte haben sich deutlich verändert. Dem Klimaschutz und insbesondere der Klimafolgenanpassung werden – völlig zurecht – eine ungleich höhere Bedeutung zugemessen als noch vor 10 oder 20 Jahren, auch im Hochbaubereich. Der Gebäudesektor ist einer der Hauptansatzpunkte, das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen, Stichwort Nachhaltigkeit, Lebenszyklusbetrachtung von Bauwerken, Re-Use, also Wiederverwendung von Baustoffen. Kürzlich las ich eine bemerkenswerte Überschrift: „Die Städte sind die Minen von heute und morgen“. Will sagen, die Baustoffe werden nicht mehr gefördert und mit hohem energetischen Aufwand hergestellt, sondern vorhandenes Material wird wiederverwertet.
Was waren für Sie die wichtigsten Projekte in all den Jahren? Was haben Sie besonders in Erinnerung behalten?
Büscher: Das sind ganz unterschiedliche Projekte, an denen ich in verschiedenen Rollen als Leiter der Baugenehmigungs- und Denkmalschutzbehörde oder auch als Betriebsleiter des EGH beteiligt war. Die IKEA-Ansiedlung habe ich von der Bauleitplanung bis zur Baugenehmigung als Ansprechpartner für den Konzern begleitet. Die Schlosshöfe waren ein (nicht nur politisch) spannendes Projekt. Mit den Kolleginnen und Kollegen der Denkmalschutzbehörde und anderen Akteuren der Stadtgesellschaft haben wir mit Erfolg für den Erhalt der Gleishalle gekämpft. Aktuelle Hochbauprojekte, die mich beschäftigen, sind der Neubau des Stadtmuseums, aber auch vermeintlich kleinere Baumaßnahmen wie die Alte Maschinenhalle oder das Bürgerhaus in Ofenerdiek. Übrigens hat sich gerade ein Kreis geschlossen: Zu Beginn meiner Tätigkeit habe ich mit einem kleinen Team das Marschweg-Stadion zweitligagerecht ausgebaut: in vier Monaten – heute undenkbar! Und vor kurzem wurde, sozusagen als Schlusspunkt für den aktuellen Ausbau, das Flutlicht im Marschweg in Betrieb genommen.
Welchen Stellenwert hatte der Klimaschutz in Ihrer Arbeit?
Büscher: Einen sehr hohen. Schon lange bevor der Klimawandel und die Klimakrise in aller Munde waren, ist das Thema Klimaschutz organisatorisch in der Verwaltung verankert worden. Mit den engagierten Kolleginnen und Kollegen im damaligen Fachdienst Umweltmanagement habe ich frühzeitig Maßnahmen erarbeitet und umgesetzt, die dazu beitragen, dass erneuerbare Energieträger vermehrt genutzt und nicht erneuerbare Ressourcen effizient eingesetzt werden. Im Jahr 2012 wurde das „Integrierte Energie- und Klimaschutzkonzept – InEKK“ durch den Rat der Stadt verabschiedet. Und es gab sichtbare Erfolge: In den Jahren 2017 bis 2019 wurde Oldenburg dreimal in Folge mit dem „European Energy Award (EEA)“ ausgezeichnet. Dabei wurde der Stadt attestiert, mit großem Engagement sehr erfolgreich Klimaschutz zu praktizieren. Das waren Meilensteine, auf die ich stolz bin.
Spuren haben Sie auch im Natur-, Grün- und Umweltschutzbereich hinterlassen.
Büscher: Ich durfte in der Tat an der Entstehung einer Reihe von Konzepten und Plänen mitwirken, die nach wie vor Bestand haben. Ich konnte mich dabei immer glücklich schätzen, von versierten Fachdienstleitungen und Mitarbeitenden unterstützt zu werden. Ein Beispiel ist die sehr umfangreiche Fortschreibung des Landschaftsrahmenplanes in 2016, in dem flächendeckend der Zustand von Natur und Landschaft und die erforderlichen Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Natur und Landschaft dargestellt werden. In die Zukunft weist auch der Masterplan Stadtgrün, der nach intensiver Vorarbeit 2022 verabschiedet wurde. Er ist ein strategisches Instrument für die nächsten 10 bis 15 Jahre, um Oldenburg als grüne Gartengroßstadt zu erhalten und unter Aspekten der Klimaresilienz zu ertüchtigen. Zu nennen ist auch der erste Lärmaktionsplan, der 2015 beschlossen wurde und dessen Fortschreibung aktuell diskutiert wird.
Für Sie als Architekt: Was ist in Oldenburg besonders architektonisch wertvoll? Haben Sie einen persönlichen Lieblingsstil?
Büscher: Einzelne Gebäude möchte ich nicht hervorheben. Wenn es uns als kommunales Hochbauamt gelingt, eine gute Gebäudearchitektur bei Schulen, Kitas, Kulturbauten herzustellen, die sowohl funktionalen als auch gestalterischen Ansprüchen genügt, dann ist viel erreicht. Außerdem mag ich in Oldenburg die innenstadtnahen historischen Viertel (Dobben- und Haareneschviertel).
Zu Ihrem persönlichen Blick in die Zukunft: Der Trend geht ja zur Weiterbeschäftigung auch im Ruhestand – machen Sie erstmal Urlaub oder stehen Sie schon in den Startlöchern für das nächste berufliche Großprojekt?
Büscher: Wenn Sie mich so fragen: Ich werde jetzt erst einmal ausspannen. Die letzten Monate waren – trotz der vielfältigen Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen im EGH – aufgrund der Herausforderungen durch die Krisenabfolge (Corona, Angriffskrieg Putin mit den Folgen Gasmangellage, Materialknappheit, Preissteigerungen) durchaus anstrengend. Verschiedentlich bin ich angesprochen worden, ob ich unterstützen kann. Im Augenblick sehe ich mich aber noch nicht in dieser Rolle.
Und: Ein Großprojekt ist es nicht, aber mit meinem Beruf als Architekt hat es etwas zu tun. Vor einiger Zeit habe ich ein kleines, in Teilen denkmalgeschütztes Siedlungshäuschen erworben. Das möchte ich sanieren und energetisch auf einen zeitgemäßen Stand bringen. Langweilig wird mir also nicht werden, und Zeit zum Reisen muss ja auch noch sein.