Blicken in die „Zukunft 2050“: Oberbürgermeister Jürgen Krogmann und Stadtbaurätin Christine-Petra Schacht. (Foto: Stadt Oldenburg)

Oldenburg. Mit der Erstellung des „Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (ISEK) 2050 | 2035“ hat die Stadt Oldenburg einen zukunftsweisenden Prozess eingeleitet. Ein Meilenstein ist nun erreicht – das „Zukunftsbild 2050“ als erste Ebene des Konzeptes liegt im Entwurf vor und soll am 30. September vom Rat der Stadt Oldenburg beschlossen werden. Die „Zukunft 2050“ beschreibt die langfristigen Ziele der Oldenburger Stadtentwicklung. Die Inhalte stellten Oberbürgermeister Jürgen Krogmann und Stadtbaurätin Christine-Petra Schacht am Mittwoch, 31. Juli, vor. „Mit dem Zukunftsbild 2050 haben wir einen Kompass für die Entwicklung unserer Stadt geschaffen“, erklärte Krogmann. „Wir wollen mutig nach vorne schauen und Schwerpunkte setzen, um als wachsende Großstadt die künftigen Herausforderungen gut zu meistern“, sagte der Oberbürgermeister. Schacht betonte: „Zukunft 2050 begreife ich als Leitmotiv und Inspiration für das Handeln der Stadt. Diese Vision ist der rote Faden, der unsere Ideen und Pläne durchzieht, leitet und zusammenführt für ein liebens- und lebenswertes Oldenburg.“

Zwölf Fokusthemen
Die „Zukunft 2050“ ist das Ergebnis eines intensiven Prozesses, an dem die Stadtverwaltung im Dialog mit Vertreterinnen und Vertretern der Politik und der Stadtgesellschaft, mit Expertinnen und Experten, regionalen Akteurinnen und Akteuren sowie Bürgerinnen und Bürgern gearbeitet hat. „Die Offenheit und das Engagement waren beeindruckend. Das stimmt mich für den weiteren Verlauf sehr zuversichtlich“, freute sich Markus Löwer, Leiter des Stadtplanungsamtes, der gemeinsam mit Dezernentin Christine-Petra Schacht die Projektleitung innehat. Während des Entwicklungsprozesses wird und wurde – ganz im Sinne des Konzept-Titels – integriert gearbeitet. „Das bedeutet, dass viele verschiedene Themen betrachtet und miteinander in Beziehung gesetzt werden“, erläuterte Löwer. Insgesamt wurden zwölf Fokusthemen identifiziert und erarbeitet.

Von starken Quartieren bis zur grünen Stadtlandschaft
Die zwölf Fokusthemen und die daraus resultierenden Aufgabenstellungen für das ISEK orientieren sich an den Zielen der „Neuen Leipzig Charta“ für nachhaltige Stadtentwicklung sowie an dem Nachhaltigkeitsleitbild der Stadt Oldenburg. Sie lauten für Oldenburg im Einzelnen:
•    Starke Quartiere
Das ISEK wird Räume für bedarfsgerechten, bezahlbaren Wohnungsbau und neue Begegnungsorte vorschlagen. Es identifiziert Projekte für die Entwicklung von Quartieren in allen Stadtbereichen und stärkt die öffentlichen Räume.
•    Klimaneutralität und Anpassungsfähigkeit
Das ISEK ermittelt geeignete Räume für Klimaanpassungsmaßnahmen, Wasserspeicherung und Potentiale für energetische Sanierungen oder Energieproduktion.
•    Gelebte „Wir-Kultur“
Das ISEK nutzt neue Kommunikationswege und Möglichkeiten für eine transparente, interdisziplinäre und lösungsorientierte Mitwirkung.
•    Gesundheit und Pflege
Das ISEK soll Bedarfe und Ansatzpunkte für gesundheitsfördernde Stadträume sowie barrierefreie und sichere Stadtbereiche räumlich darstellen.
•    Lebendige Dichte und Mischung
Das ISEK soll ein tragfähiges Modell für den Umgang mit Dichte und Höhe in der Stadt entwickeln, sinnvolle Bereiche für Verdichtungen und Umnutzungen im Bestand ermitteln und dabei unterschiedliche Nutzungen wie Wohnen, Dienstleistungen und so weiter mischen.
•    Zukunftsfähige Wirtschaft
Das ISEK zeigt räumliche Möglichkeiten auf, wie sich Oldenburgs Wirtschaft und Wissenschaft möglichst flächeneffizient entwickeln und profilieren kann. Es gilt, Potenzialräume für eine produktive Stadt, zentrumsnahes Handwerk und neue Mischformen von Wohnen und Arbeiten zu identifizieren.
•    Grüne Stadtlandschaft
Das ISEK zeigt in allen Quartieren optimale Standorte für Stadtoasen und Naturräume auf. Darüber hinaus sollen Räume benannt werden, die besonders hohes Potenzial für Dachbegrünungen besitzen.
•    Grundlagen des nachhaltigen Wohlstands
Oldenburg soll (weiterhin) über einen ausgeglichenen Haushalt verfügen, der auch Maßnahmen zur Klimaanpassung finanzieren kann. Das ISEK fokussiert sich auf den Erhalt und die Weiterentwicklung der städtischen Infrastruktur, um langfristig die Lebensqualität zu gewährleisten.
•    Stadt der kurzen Wege
Es soll das planerische Konzept der „10-Minuten-Stadt“ erfolgreich umgesetzt werden. Das ISEK identifiziert die größten räumlichen Barrieren auf dem Weg dorthin und schlägt integriert gedachte Projekte zur Stärkung der Nahmobilität vor.
•    Dynamische Verwaltung
Das ISEK definiert die zentralen Handlungsfelder, auf die sich Verwaltungshandeln fokussiert. Im Rahmen des Prozesses werden dezentrale Möglichkeiten für eine breite Mitwirkung der Öffentlichkeit angeboten.
•    Bildung und Wertschätzung
Das ISEK soll räumliche Aussagen für wichtige Bildungsthemen treffen. Wie können sich Schulen, Bibliotheken und weitere Einrichtungen der kulturellen Bildung stärker in ihre Quartiere öffnen? Welche multifunktionalen Nutzungen, auch im Bestand, sind denkbar?
•    Regionale Kooperation
Es sollen gemeinsame Projekte und freiwillige Organisationsformen mit Vorbildcharakter entstehen, etwa ein gemeinsames Reaktions- und Einsatzzentrum für Extremereignisse. Die regionale Zusammenarbeit soll bis 2035 durch mindestens fünf neue Kooperationsprojekte intensiviert und verstetigt werden.

Ergebnisse der Bürgerbeteiligung
Die zwölf Fokusthemen konnten im Zeitraum vom 8. bis zum 24. Juni im Rahmen einer Online-Befragung auf der städtischen Beteiligungsplattform gemeinsam.oldenburg.de kommentiert und bewertet werden. Parallel dazu bestand die Möglichkeit, in der Stadtbibliothek analog an der Befragung teilzunehmen. Insgesamt wurde die Website gemeinsam.oldenburg.de zu diesem Thema 783-mal aufgerufen, und es wurden circa 270 Meinungen abgegeben. In der Stadtbibliothek gab es 73 Rückmeldungen. Auf den Social-Media-Kanälen wurden die zwölf Fokusthemen zwischen 6.000 und 14.800 Mal geklickt. „Auch hier war eine große Offenheit und Zustimmung zu spüren“, bilanzierte Markus Löwer.

Zu den zwölf Fokusthemen wurde die Frage, ob das beschriebene Zukunftsbild zu Oldenburg 2050 passe, positiv – mit einer 75- bis 100-prozentigen Zustimmung – beantwortet. Lediglich das Fokusthema „Grundlagen nachhaltigen Wohlstands“ wurde etwas kritischer gesehen.
Auch die zweite Frage, ob das jeweilige Ziel in Oldenburg erreichbar sei, wurde positiv bewertet – hier gab es eine 69- bis 95-prozentige Zustimmung. Die Umsetzung des Themas „Stadt der kurzen Wege“ wird hingegen mit 31 Prozent kritisch gesehen und als „eher nicht erreichbar“ eingeschätzt.

Auf zur nächsten Ebene – so geht es weiter
Die im Beteiligungsverfahren eingegangenen Anregungen werden in den nachfolgenden Schritten des integrierten Stadtentwicklungskonzeptes aufgegriffen.
Nach dem Ratsbeschluss zur „Zukunft 2050“ wird darauf aufbauend – als zweite Ebene – das „ISEK 2035“ erarbeitet. Dabei werden übergeordnete und vorhandene Programme, Strategien und Konzepte der Stadt Oldenburg ausgewertet, bei Bedarf aktualisiert und in eine gesamtstädtische integrierte räumliche Betrachtung gebracht. Hieraus leiten sich die Handlungsfelder für die räumliche Entwicklung der Stadt bis zum Jahr 2035 ab und konkretisieren damit die „Zukunft 2050“. „ISEK 2035“ soll nach der Kommunalwahl im Herbst 2026 dem neuen Stadtrat zur Beschlussfassung vorgelegt werden.

Ab 2026 soll die dritte Ebene des Konzeptes entstehen – dann werden die Handlungsfelder auf einzelne Fokusräume in der Stadt projiziert und Maßnahmenkataloge entwickelt. Die Entwicklung der Quartiere und Nachbarschaften stehen hierbei im Zentrum.

Hintergrund
Das „ISEK Oldenburg 2050 | 2035“ löst das aus dem Jahr 2014 stammende Stadtentwicklungsprogramm „step2025“ ab, dessen Zeithorizont bald erreicht ist. Der Rat der Stadt Oldenburg hatte am 22. Mai 2023 beschlossen, die Verwaltung mit der Konzeption und Erstellung eines neuen Konzeptes zu beauftragen.