Das neue Gesundheitsamt in Westerstede wird demnächst im Neubau des Klinikums zu finden sein. (Foto: pr)

Westerstede. Der Umzug der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gesundheitsamtes des Landkreises Ammerland in das Erdgeschoss und erste Obergeschoss des Neubaus auf dem Klinikgelände hat begonnen; Betriebs- und der Truppenarzt beziehen gleichzeitig ihre Räumlichkeiten im zweiten Obergeschoss. Die Verwaltung des Bundeswehrkrankenhauses sowie des Bundeswehrdienstleistungszentrums wird voraussichtlich im Herbst 2024 folgen.

Baukennzahlen

Die mit dem Bau verbundenen Zahlen sind beeindruckend: Eine Gesamtnutzfläche von rund 4 217 Quadratmetern steht zukünftig mit 200 Arbeitsplätzen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gesundheitsamtes, die Verwaltung des Bundeswehrkrankenhauses Westerstede, das Bundeswehrdienstleistungszentrum sowie den Truppen- und Betriebsarzt zur Verfügung. Das Gesamtvolumen des erteilten Auftrags für den unterkellerten viergeschossigen Neubau belief sich auf 23,8 Millionen Euro, wobei die im Jahr 2022 durch den Beginn des Ukraine-Krieges sowie die sich anschließende Energiekrise ausgelösten Preissteigerungen zusätzlich aufgefangen werden mussten. Entsprechend der anteiligen Nutzung beteiligte sich die Bundeswehr mit einem Baukostenzuschuss von insgesamt 13,62 Millionen Euro an den Gesamtkosten. „Da das Gebäude die Anforderungen für den Neubau eines ‚Effizienzgebäudes 55 – Erneuerbare Energien‘ erfüllt, wurde durch die KfW-Bank ein weiterer Zuschuss bewilligt, dessen Auszahlung von bis zu 2,2 Millionen Euro allerdings noch aussteht. Das Gebäude liegt mit einem Primärenergieverbrauch von lediglich 72 Kilowattstunden Heizenergie pro Quadratmeter im Jahr deutlich unterhalb der Grenzwerte des Gebäudeenergiegesetzes. Die auf dem Dach installierte PV-Anlage, die Wärmepumpe zur Beheizung des Gebäudes sowie die eingebauten Wärmerückgewinnungssysteme führen zu einer nahezu vollständigen Versorgung des Gebäudes aus erneuerbaren Energiequellen“, freute sich der Erste Kreisrat Thomas Kappelmann bei einem Besichtigungstermin.

Dabei informierte er auch zum Hintergrund des Neubaus: „Der Umzug des Gesundheitsamtes war erforderlich geworden, weil das in den 60er und 70er Jahren erbaute Gebäude in der Mozartstraße 36 nicht mehr genügend Platz für die deutlich angestiegene Zahl der Beschäftigten bot und eine Erweiterung einschließlich der notwendigen energetischen Ertüchtigung am bisherigen Standort kaum möglich gewesen wäre. Darüber hinaus war absehbar, dass die bisherige Grundstückfläche zwischen der Mozartstraße und der Lange Straße besser für den Neubau der Ammerland-Klinik eingesetzt werden kann“.

Zutritt und Parkmöglichkeiten

Der Zutritt zum neuen Gesundheitsamt erfolgt über den Innenhof des U-förmigen Gebäudes. Über die im Foyer untergebrachte Information können dann alle Funktionsstellen des Gesundheitsamtes erreicht werden. Darüber hinaus ist ein Nebeneingang von der Straße „An der Hössen“ nutzbar. Hier befinden sich auch Parkplätze für beeinträchtigte Personen sowie für Familien mit kleinen Kindern. „Für alle anderen Besucherinnen und Besucher sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden PKW-Stellplätze in den beiden angrenzenden Parkdecks auf dem Klinikgelände angeboten. Von hier aus sind es nur wenige Schritte bis zum neuen Verwaltungsgebäude. Direkt am Gebäude befindet sich natürlich auch eine große Zahl von zum Teil überdachten Fahrradstellplätzen“, beschrieb Kappelmann die weiteren Vorzüge. Die Dienststellen der Bundeswehr sowie der Betriebs- und Truppenarzt verfügen über einen separaten Eingang von der Mozartstraße aus. Die Funktionsbereiche der Bundeswehr sowie des Gesundheitsamtes sind innerhalb des Gebäudes komplett voneinander getrennt. Im Untergeschoß des Gebäudes befinden sich Lagerräume der Bundeswehr.

Attraktive Außenanlagen und innovative Regenwassernutzung

Die Außenanlagen und der mit Sitzbänken gestaltete Innenhof bieten nicht nur optisch und atmosphärisch eine hohe Aufenthaltsqualität, darüber hinaus wurden auch Vorkehrungen für widrige Witterungsverhältnisse getroffen: Da es bei Starkregenereignissen in der jüngeren Vergangenheit immer mal wieder zu Überflutungen in den Erschließungsstraßen des angrenzenden Wohngebietes gekommen ist, wurde sowohl in Teilbereichen unter dem Gebäude als auch unter dem Straßenverlauf „An der Hössen“ Retentionsvolumen geschaffen, das Regenwasser aufnehmen, zwischenspeichern und anschließend kontrolliert ableiten kann. Unter einem der Gebäudeflügel können bis zu 156 000 Liter Regenwasser, die auf den Dachflächen oder den gepflasterten Außenflächen anfallen, zwischengespeichert werden, um sie sukzessive an die Kanalisation abgeben zu können. Zusätzlich sind die unter der Straße verbauten Rigolenkästen in der Lage, im äußersten Fall weitere 150 000 Liter aufzunehmen.

Bauausführung

Das neue Verwaltungsgebäude hat der Eigenbetrieb Immobilienbetreuung des Landkreises Ammerland erstmalig im Rahmen eines sogenannten Totalunternehmerverfahrens umgesetzt. „Dabei wird dem beauftragten Unternehmen die vollständige Planung und schlüsselfertige Erstellung des Gebäudes zum Festpreis übertragen. Die Auswahl des Unternehmens erfolgte zunächst über einen europaweit ausgeschriebenen Teilnahmewettbewerb und ein anschließendes Verhandlungsverfahren, in dessen Verlauf insgesamt noch drei verbliebene Bieter aufgefordert wurden, ihre Entwürfe für den geplanten Neubau vorzulegen. Der von dem Bauunternehmen Köster aus Osnabrück und den Architekten von GSP sowie JES aus Bremen vorgelegte Entwurf überzeugte nicht nur von der Gestaltung die Jury des Landkreises, sondern war auch mit dem wirtschaftlichsten Angebot verbunden“, erklärte der Erste Kreisrat das Auswahlverfahren. Mit Beschluss der Kreisgremien vom 20. Juli 2022 wurde der Auftrag an das Bauunternehmen Köster erteilt. Im Dezember 2022 hatte das Unternehmen die erforderliche Baugenehmigung beantragt, die am 13. März 2023 erteilt wurde. Schon zwei Tag später begannen die Arbeiten auf dem Grundstück.

Ursprünglich war die Fertigstellung des Gebäudes bis Ende Oktober 2024 vorgesehen. „Durch eine äußert effektive Bauausführung und günstige Witterungsverhältnisse konnte die Bauzeit jedoch deutlich verkürzt werden, sodass die Fertigstellung und Übergabe an den Landkreis bereits Mitte Juli erfolgen konnte“, freute sich Thomas Kappelmann und unterstrich, dass zahlreiche Gewerke des komplexen Bauvorhabens von Firma Köster an örtliche Unternehmen und Handwerksbetriebe vergeben wurden. In diesem Zusammenhang lobte er auch die problemlose und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der Firma Köster und den Architekten, die sehr zum reibungslosen Ablauf dieses Großvorhabens der Kreisverwaltung beigetragen hat.