Niedersachsen. Innenministerin Daniela Behrens wird am morgigen Montag in einem Pressetermin aktuelle Entwicklungen bei der Ausstattung der niedersächsischen Polizei vorstellen. Als Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) Niedersachsen werden diese Verbesserungen begrüßt. Allerdings wird aber im Entwurf für den Haushalt die finanziellen Mittel, um die Polizei entscheidend zu modernisieren, schmerzlich vermisst.

„Die Politik muss endlich erkennen, dass es mit symbolischen Gesten und leeren Versprechen nicht getan ist“, fordert Patrick Seegers, Landesvorsitzender DPolG und erklärt weiter: „Unsere Polizei steht vor enormen Herausforderungen, sei es durch steigende Gewalt gegen Einsatzkräfte, komplexere Bedrohungslagen oder die anhaltende personelle Unterbesetzung. Die bisherigen finanziellen Investitionen sind nicht ausreichend, um diesen Entwicklungen entgegen treten zu können. Ohne eine substanzielle Finanzierung einer modernen Ausrüstung und vor allem von mehr Personal wird die Polizei langfristig ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen können. Die Verantwortlichen in der Politik müssen handeln und endlich ernsthafte Schritte zur Stärkung des subjektiven Sicherheitsgefühls der Menschen in Niedersachsen einleiten. Das kostet aber natürlich Geld.“

Verfassungsschutz stärken

In den letzten Jahren wurden erhebliche Ressourcen des Verfassungsschutzes in Bereiche wie Öffentlichkeitsarbeit, Prävention und Wirtschaftsschutz verlagert, wodurch der Kernauftrag – die Beschaffung und Analyse von Informationen zu Extremismus und Terrorismus – in den Hintergrund geraten sei. Diese Umverteilung ginge zulasten der Bereiche Rechts-, Links-, auslandsbezogener Extremismus sowie Islamismus, in denen die Herausforderungen stetig komplexer, digitaler und professioneller wurden. Die Arbeitsanforderungen in Quantität und Qualität stiegen, jedoch fehlt es an ausreichend Personal und technischer Ausstattung, um diese Aufgaben effizient zu bewältigen.

Um diesen Kernbereich des Verfassungsschutzes zukunftsfähig zu gestalten, seien laut DPolG dringend Investitionen in zusätzliches Personal mit IT-, Technik- und Fremdsprachenkenntnissen erforderlich, sowie die kontinuierliche Aus- und Fortbildung des Bestandspersonals. Weiterhin sei die Einführung einer eigenen nachrichtendienstlichen Laufbahn zur Attraktivitätssteigerung notwendig.

Konkret fordert die DPolG ein Mehr an 40 Stellen im operativen Bereich. Diese verteilen sich auf zehn Positionen für technikgestützte Observation, zehn für die analoge und virtuelle Führung von Vertrauenspersonen (mit IT- und Fremdsprachenkenntnissen), vier für Forschung und Werbung geeigneter Zielpersonen, zehn IT-Experten für die Entwicklung von KI und Datenverarbeitung sowie sechs zusätzliche Analysten für die Extremismus- und Terrorismusbewältigung. Dies sei neben verbesserten rechtlichen Rahmenbedingungen unerlässlich, um die künftigen Herausforderungen effektiv zu bewältigen und den Verfassungsschutz in seiner Kernaufgabe zu stärken.

Weiterhin wird eine eigene nachrichtendienstliche Laufbahn und mindestens 40 zusätzliche Stellen im operativen Bereich gefordert.

Digitalisierungsoffensive

Die Polizei benötige zwingend eine Digitalisierung, die den Begriff auch rechtfertigt. Die Polizei erstickt in Datenmengen, die nur mit einer professionellen und KI- unterstützten Digitalisierung effektiv bearbeitet werden kann und eine kurzfristige Wirkung entfaltet. Die Cyber-Kriminalität belaste das Sicherheitsgefühl der Menschen extrem. Zur Beschleunigung der Ermittlungsarbeit benötigen die Beamten IT-Experten, die aber nur bei einer ansprechenden Bezahlung zur Polizei gehen würden.

Deshalb werden IT-Fachkräfte im mittleren zweistelligen Bereich zur Bekämpfung der Internet-Kriminalität und der Auswertung der immensen Datenmengen gefordert.

Supervision für Einsatzkräfte optimieren

Einsatzkräfte in den Hundertschaften, im Einzeldienst und in den Brennpunktbereichen wie der Bekämpfung von Kindesmissbrauch stehen täglich unter einem besonderen Druck. Hier bedarf es auch externer Unterstützung für die Aufarbeitung, Sensibilisierung und Resilienz, um insbesondere die Kraft der Psyche zu stärken, derartige Belastungen auszuhalten. Das kostet Geld, ist aber im Hinblick auf die Erhaltung der Gesundheit und Einsatzfähigkeit unbedingt erforderlich.

Eine Optimierung der Supervision unter Beteiligung der Regionalen Beratungsstellen wird gefordert.

Erhöhung der Sachmittelzuschüsse – Einführung der Taser und optimierter Drohneneinsatz

Die Polizeibehörden kämen mit ihren Haushalten nicht mehr aus. Haushaltssperren bereits früh im Jahr seien die Folge und lähmen eine Polizei, die gerade jetzt finanziell gekräftigt werden muss. Die DPolG fordern deshalb eine deutliche Erhöhung des Sachmittel-Haushaltes. Hier fehle es auch an wirksamen Einsatzmitteln, wie der Einführung von Tasern für den Vollzug und die verbesserte Nutzung von Drohnen in der Aufklärung und Überwachung.

Eine ausreichende finanzielle Ausstattung der Behörden für das ganze Jahr sei unumgänglich.

Marode Dienststellen und Schießstätten kurzfristig modernisieren

Viele Dienststellen und Schießstätten sind in einem katastrophalen Zustand. Das Arbeitsumfeld ist weder unter den Gesichtspunkten des Gesundheitsmanagements und des Arbeitsschutzes noch der Technik für eine sozialverträgliche und professionelle Polizeiarbeit geeignet. Schimmelbildung ist dabei eines der nicht hinnehmbaren Probleme.

Eine schnelle Lösungen, auch im Sinne der Bürgerinnen und Bürger, müsse her.

Datenzugriff erleichtern

Die Freie Wirtschaft macht es vor, die Polizei hinke hinterher: Clouds für einen verbesserten Datenzugriff sind ein wichtiger Schritt, auch die Polizeiarbeit auf der Straße und in den Ermittlungsbereichen zu vereinfachen und damit effektiver zu gestalten.

Eine Polizeicloud sei längst überfällig.

Stellenzuwachs bei Tarif und Verwaltung

Der Vollzug benötige dringend Entlastung. Der Fachkräftemangel hat den Pool an Bewerbenden für den Tarifbereich und die Polizeiverwaltung dezimiert. Andere Arbeitgeber sind attraktiver, weshalb bedenklich viele Beschäftigte die Polizei in die kommunalen Arbeitsbereiche verlassen. Immer mehr administrative Aufgaben müssen vom Vollzugsdienst übernommen werden.

Eine Attraktivitätsoffensive für den Tarif- und Verwaltungsbereich und ausreichende Stellenhebungen muss folgen.

Ausbau der Video-Überwachung

Zur Stärkung des subjektiven Sicherheitsgefühls, schnelleren Ermittlung von Straftätern und entsprechenden Beweisführung fordert die Polizeigewerkschaft, die Video-Überwachung in den Bereichen auszubauen, die statistisch gesehen besonders von Straftaten betroffen sind.

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