Der bewusstlose Fahrer des Schienenbaggers musste in dem Übungsszenario aus dem Führerhaus gerettet werden. (Foto: Sascha Stüber)
Oldenburg. Am Montagabend, 7. Oktober, gegen 19 Uhr ging der Alarm in der Großleitstelle ein, bereits kurze Zeit später waren mehr als 80 Einsatzkräfte vor Ort an der neuen Eisenbahnüberführung am Bahnübergang Alexanderstraße: Gerufen wurden sie zu einem Unfall mit Schienenfahrzeug, bei dem ein Personenzug mit einem Schienenbagger kollidiert war. Was die Kräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten: Es handelte sich um eine realistische Einsatzübung, bei der unter anderem die Kommunikationsabläufe zwischen Einsatzleitung, Großleitstelle und Deutscher Bahn sowie die Räumung eines Personenzuges im Fokus standen. Bei der Übung wurde auch ermittelt, wie viel Zeit bis zur Abschaltung der Oberleitung vergehen würde und ob die Zugänglichkeit der Lärmschutzwände im Ernstfall sichergestellt wird.
Ausgangslage: Das wurde geübt
Die Übungslage stellte sich wie folgt dar: Ein Personenzug der Nordwestbahn, besetzt mit dem Fahrer und 20 Fahrgästen, war mit einem Schienenbagger mit zwei Personen im Bereich der Überführung Alexanderstraße zusammengestoßen. Durch eine eingeleitete Bremsung erfolgte die Kollision mit reduzierter Geschwindigkeit, es kam jedoch zu einem Abriss der Oberleitung beziehungsweise einem Kontakt mit dem Arm des Baggers. In Folge dieses Erdschlusses entwickelt sich im Bereich des Baggers ein Brand. Der bewusstlose Baggerfahrer musste bei dem Szenario aus dem Schienenbagger gerettet werden, auch der Zugführer lag bewusstlos im Führerstand. Die zweite Person aus dem Bagger zog sich durch umherfliegende Teile stark blutende Verletzungen an den Extremitäten zu. Vier im Zug verteilte Personen mit Verletzungen an Kopf und Extremitäten benötigten Hilfe, ein weiterer Fahrgast erlitt eine Atem- und Kreislaufstörung.
Freiwillige stellen Verletzte dar
Um das Szenario möglichst realistisch darzustellen, wurde die Übung im Vorfeld nicht nach außen kommuniziert. Die Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei mussten vor Ort die Unfallstelle sichern, den Verkehr koordinieren und die verletzten Personen versorgen. Dafür wurden Freiwillige mit Verletzungen von Schürfwunden bis hin zu Brüchen geschminkt. An der Übung waren insgesamt rund 160 Mitwirkende beteiligt.
Enge Zusammenarbeit zwischen Deutscher Bahn und Feuerwehr
Die Übung fand auf der neu gebauten Überführung an der Alexanderstraße, die den alten Bahnübergang ersetzt, statt. Kurz vor der Inbetriebnahme der Eisenbahnbrücke bestand ein letztes Mal die Möglichkeit einer Übung, ohne den regulären Bahnverkehr zu stören. Durch die Deutsche Bahn wurde ein Personenzug und ein Schienenbagger für die Übung bereitgestellt. Die Übung wurde in enger Zusammenarbeit zwischen Deutscher Bahn und Feuerwehr vorbereitet.
Fazit und Blick nach vorne
Beobachtet wurde die Übung unter anderem vom stellvertretenden Leiter der Feuerwehr Oldenburg, Stefan Thate. Sein Resümee: „Alles in allem sind wir sehr zufrieden mit dem Ablauf. Vom Eingang des Notrufs bis zum Eintreffen der Einsatzkräfte vergingen nur wenige Minuten. Wichtig war für uns, bei diesem besonderen Szenario einen Massenanfall von Verletzten und das Zusammenspiel mit der Bahn zu üben. Herausfordernd waren die Rettung des Baggerfahrers und des Lokführers sowie die Priorisierung der Patientinnen und Patienten und deren Rettung aus dem Zug. In dieser speziellen Einsatzlage haben alle beteiligten Hilfsorganisationen vorbildlich zusammengearbeitet.“ Dennoch seien auch einzelne Punkte verbesserungswürdig, aber: „Genau dafür sind solche Übungsszenarien ja da – damit unsere Einsatzkräfte für den Ernstfall bestens gerüstet sind und dann diese jetzt aufgetretenen Lücken schließen können“, betonte Thate.