Einrichtungsleiter Marvin Eilers beim Tag der offenen Tür. (Foto: Fachstelle Sucht Wesermarsch)

Brake/Nordenham. Am vergangenen Donnerstag, 14. November, fand der bundesweite Aktionstag Suchtberatung unter dem Motto „Suchtberatung stärken – Gesundheit schützen“ statt. Mit einer Mischung aus Information, offenen Gesprächen und fachlichem Austausch wurde auf die Bedeutung der Beratung in der Suchthilfe aufmerksam gemacht.

Kritische Entwicklungen und wachsende Herausforderungen

Die Fachstelle Sucht Wesermarsch beteiligte sich am Aktionstag mit einem Tag der offenen Tür. Dr. Friedrich Ley, Vorstand der Diakonie im Oldenburger Land, berichtete aus diesem Anlass von alarmierenden Zahlen: Über 35 % der Erwachsenen in Deutschland haben bereits Erfahrungen mit illegalen Drogen, bei jungen Erwachsenen sind es fast 50 %. Zugleich steigt die Zahl der Drogentoten seit 2021 kontinuierlich, während das Einstiegsalter beim Drogenkonsum sinkt. Die jüngste Cannabis-Legalisierung schafft zusätzlichen Beratungsbedarf, der durch unzureichende finanzielle Mittel nur schwer gedeckt werden kann. „Trotz dieser Entwicklungen stagnieren die Mittel des Landes Niedersachsen seit Jahren. Wir arbeiten mit hohem Einsatz, aber die Basisfinanzierung vom Landkreis und vom Land Niedersachsen reicht nicht aus“, erklärt Ley. Kirche und Diakonie müssen Jahr für Jahr erhebliche Mittel hinzugeben, damit die vier Fachstellen im Oldenburger Land angemessen aufgestellt sind.

Unsichere Zukunft für die Suchtberatung in der Wesermarsch

Ein zentrales Thema war am Donnerstag auch die Zukunft der Suchtberatung in der Wesermarsch. Denn nachdem der Landkreis den bestehenden Vertrag mit der Diakonie zum 31. Dezember 2024 gekündigt hat, endet eine fast 30-jährige erfolgreiche Kooperation. Ob und wie die Suchtberatung im Landkreis ab dem Januar 2025 organisiert wird, ist derzeit völlig unklar.

„Ab Januar 2025 können wir nur noch Leistungen anbieten, die über landkreisunabhängige Mittel finanziert werden, wie ambulante Therapie oder betriebliche Suchtprävention. Die zentrale Basisberatung wird nicht länger möglich sein – ein bedauerlicher Einschnitt für Betroffene und unser engagiertes Team“, betont Einrichtungsleitung Marvin Eilers. Die Auswirkungen sind bereits spürbar: „Ab sofort nehmen wir keine neuen Erstberatungen mehr an, da wir eine professionelle Suchtberatung mit notwendiger Therapiebeantragung und -vermittlung nicht mehr in vollem Umfang sicherstellen können“, erklärt Eilers. Wenn Beratungen begonnen, aber nicht abgeschlossen werden, könnte das den Klientinnen und Klienten schaden – gerade Abhängigkeitsbetroffene seien häufig Abbrüche gewohnt, was ihre negativen Annahmen verstärken könnte. Dem Team der Fachstelle ist es wichtig, der professionellen Haltung treu zu bleiben und zu garantieren, dass jede Betreuung fair und verlässlich bleibt. Daher ist es besonders wichtig, die Übergabe der Arbeit geordnet und im Sinne der Klientinnen und Klienten zu gestalten.

„Nicht zuletzt mit Blick auf die von uns begleiteten Klienten und Patienten sind wir in der Verlegenheit, ihnen nicht erklären zu können, wie es genau weitergeht. Niederschmetternd ist diese Nachricht auch für unsere eigenen Mitarbeitenden, die über Jahre hinweg exzellente Arbeit geleistet haben und jetzt vor persönlichen Veränderungen stehen“, betonte Dr. Ley. Allen Mitarbeitenden könne aber in der Diakonie eine Weiterbeschäftigung angeboten werden.

Die Diakonie im Oldenburger Land will trotz der Herausforderungen weiterhin in der Wesermarsch präsent bleiben. „Wir wollen auch künftig Ansprechpartner für die Menschen vor Ort sein, Behandlungen anbieten, und dafür setzen wir auf eine konstruktive Zusammenarbeit mit dem Landkreis und neuen Trägern der Suchtberatung“, versichert Eilers.

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Von red