Kraftvoll, stylisch und für viele ein Traumauto ist so ein großer Pick-up. Doch die Umwelthilfe hat aufgrund der steigenden Zulassungszahlen bedenken. (Foto: pr)
Region. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) verklagt, weil es Informationen über die Zulassung besonders großer Pick-ups zurückhält. Diese Fahrzeuge, vor allem Modelle wie der Dodge Ram aus den USA, werden in Deutschland oft ohne die übliche europäische Typgenehmigung zugelassen. Stattdessen nutzt das KBA sogenannte Einzelgenehmigungen, die eigentlich für Sonderfahrzeuge gedacht sind. Die DUH sieht darin ein Schlupfloch, das Umwelt- und Sicherheitsstandards unterläuft.
Einzelgenehmigungen als Problem
Einzelgenehmigungen ermöglichen es, Fahrzeuge auf die Straße zu bringen, ohne dass sie die strengen europäischen Vorgaben für Sicherheit und Umweltschutz vollständig erfüllen müssen. Im Jahr 2023 wurden in der EU insgesamt 4.025 solcher Genehmigungen erteilt – über 80 Prozent davon (3.291) allein in Deutschland. Besonders auffällig: 2.944 dieser Zulassungen entfielen auf den Dodge Ram, einen der größten und umweltschädlichsten Pick-ups auf dem Markt.
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH, kritisiert diese Praxis scharf: „Ausgerechnet überdimensionierte Monster-Pick-ups werden vom KBA an den europäischen Standards vorbeigeschleust. Das führt zu immensen Klimaschäden und erhöht die Gefahr schwerer Verkehrsunfälle.“ Resch fordert das Bundesverkehrsministerium auf, diese Praxis zu beenden und sich auf EU-Ebene gegen die Sonderbehandlung solcher Fahrzeuge einzusetzen.
Umwelt- und Sicherheitsrisiken
Die Pick-ups, die über Einzelgenehmigungen zugelassen werden, stoßen zwischen 300 und 910 Gramm CO2 pro Kilometer aus – das ist drei- bis neunmal mehr als der Durchschnitt neu verkaufter Pkw. Da die Emissionen dieser Fahrzeuge nicht auf die Flottenwerte der Hersteller angerechnet werden, entsteht ein zusätzliches Problem für die Klimabilanz. Zudem umgehen diese Modelle mehrere EU-Sicherheitsvorgaben, die ab Juli 2024 gelten sollen. Dazu gehören verbesserte Schutzmaßnahmen für Fußgänger und Radfahrer, automatische Notbremsysteme, Spurhalteassistenten und Systeme zur Unfalldatensicherung.
Auch Abgastests unter realen Bedingungen sind für einzeln zugelassene Fahrzeuge nicht verpflichtend. Die EU-Kommission hat dieses Schlupfloch zwar erkannt, bisher jedoch noch keine Maßnahmen dagegen ergriffen.
Steigende Zulassungszahlen
Die Zahl der in Deutschland zugelassenen Pick-ups ist in den letzten Jahren stark gestiegen: Von knapp 65.000 im Jahr 2020 auf über 106.000 zu Beginn des Jahres 2024 – ein Anstieg um mehr als 60 Prozent. Die DUH sieht darin einen besorgniserregenden Trend, der gestoppt werden muss. Resch fordert neben einem Stopp der Einzelgenehmigungen auch höhere Kfz-Steuern für besonders emissionsstarke Fahrzeuge sowie Einschränkungen beim Parken und deutlich erhöhte Parkgebühren für überdimensionierte Modelle.
Forderungen an die Politik
Die DUH drängt die kommende Bundesregierung, auf EU-Ebene aktiv zu werden und die Sonderbehandlung von Pick-ups zu beenden. „Die Rolle Deutschlands als Einfallstor für diese umweltschädlichen und unsicheren Fahrzeuge muss ein Ende haben“, so Resch. Kurzfristige Maßnahmen wie höhere Steuern und Parkgebühren könnten den Trend bereits bremsen, langfristig sei jedoch eine Änderung der Zulassungspraxis unerlässlich.
Die Klage der DUH vor dem Verwaltungsgericht Schleswig könnte ein erster Schritt sein, um die Zulassung überdimensionierter Pick-ups in Deutschland zu erschweren und die Einhaltung europäischer Standards durchzusetzen.
Moin, liebe Leser und Leserinnen der Jade-Weser-Zeitung. Wie Sie bereits bemerkt haben, nutze ich keine Paywall auf dieser Onlinezeitung. Alle Artikel sind für jeden lesbar und sollen es auch bleiben. Deswegen bin ich auf Spenden angewiesen. Und das ist ganz einfach über Paypal geregelt. Sie haben einen oder mehrere Artikel hier auf der Homepage gelesen? Vielleicht haben Sie dann auch ein/zwei Euro für die Jade-Weser-Zeitung übrig. Sie können einfach auf das Paypal-Konto kontakt@jesco-von-moorhausen.de den Betrag überweisen, den Sie sich selbst aussuchen. Was Ihnen unabhängiger Journalismus wert ist, bestimmen Sie ganz alleine. Ich freue mich über jeden Cent. Ansonsten finanzieren wir uns über Werbeanzeigen, Advertorials und PR-Texte. Diesbezüglich dürfen Sie gerne mit mir Kontakt aufnehmen. Bestimmt finden wir eine für Sie kostengünstige und effektive Werbemöglichkeit bei uns. Ihr Jesco von Moorhausen, Redaktionsleitung und Inhaber