Daniel Günther, Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein, ist neuer Grünkohlkönig. Von links: Stephan Weil, Klara Geywitz, Daniel Günther, Jürgen Krogmann, Nancy Faeser und Günther der Treckerfahrer. (Foto: Torsten von Reeken)

Oldenburg. Nach Ministerweihen im künftigen Bundeskabinett strebt er nicht, weil ihm der Berliner Politik-Stil nach eigenem Bekunden ein Gräuel ist. Das Amt der Grünkohlmajestät der Stadt Oldenburg hat Daniel Günther dagegen sehr gerne und mit voller Überzeugung angenommen. Beim „Defftig Ollnborger Gröönkohl-Äten“ in Berlin wurde der Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein am Montagabend, 10. März, zum Nachfolger von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) gekürt. „Ich fühle mich sehr geehrt“, sagte Daniel Günther. Mit seiner Inthronisation reiht sich der 51-jährige Christdemokrat ein in die Liste prominenter Politiker – die Riege reicht von Helmut Schmidt und Helmut Kohl über Gerhard Schröder und Angela Merkel bis hin zu Robert Habeck und Christian Lindner – denen Oldenburgs Kohlkönigswürde bereits zuteilgeworden ist.

Dank an Boris Pistorius für erfolgreiche Amtszeit
Pistorius selber musste kurzfristig absagen. Der Verteidigungsminister konnte wegen dringender terminlicher Verpflichtungen auf europäischer Ebene nicht an der Veranstaltung teilnehmen. Oberbürgermeister Jürgen Krogmann äußerte vollstes Verständnis: „Es sind unruhige Zeiten. So unruhig, dass selbst Oldenburger Grünkohlkönige nicht mehr ungestört ihren Amtsverpflichtungen nachgehen können. Trotzdem bedanken wir uns bei Boris Pistorius für eine erfolgreiche Amtszeit. Und wir sind gespannt, wie es mit ihm weitergeht!“

Rund 270 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur und öffentlichem Leben
Die 66. Auflage des „Gröönkohl-Ätens“ fand wie gewohnt in der Vertretung des Landes Niedersachsen in der Bundeshauptstadt statt. Rund 270 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur und öffentlichem Leben sorgten für einen vollen Saal. Unter den Teilnehmenden waren Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD). Mit großem Interesse verfolgten die Gäste Daniel Günthers Antrittsrede. Zuvor hatten Oberbürgermeister Jürgen Krogmann und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil als Schirmherr der Veranstaltung mit ihren humorigen Ansprachen auf den „Machtwechsel“ eingestimmt.

Daniel Günther: Nordlichtgestalt und Nachwuchstalent
Das Kurfürsten-Kollegium unter dem Vorsitz von Comedian Dietmar Wischmeyer alias „Günther, der Treckerfahrer“ hatte sich nach kurzer Beratung auf Daniel Günther als neuen Grünkohlkönig verständigt. In der Findungskommission waren Ministerpräsident Stephan Weil sowie die Sponsoren-Vertreter Stefan Dohler (EWE), Michael Thanheiser (LzO), Jürgen Müllender (Öffentliche), Stefan Barth (OLB), Dr. Olaf Holzkämper (CEWE) und Sabine Möller (Nord/LB) an der Entscheidung beteiligt. Dietmar Wischmeyer hielt, gewohnt scharfzüngig, die Proklamationsrede auf die neue Majestät. „Das Kurfürsten-Kollegium“, so Wischmeyer, „hat sich dafür ausgesprochen, die Würde des Amtes in diesem Jahr als Nachwuchspreis zu vergeben, um ein vielversprechendes Talent aus dem Norden zu fördern.“ Stephan Weil bezeichnete seinen Kieler Amtskollegen als „Nordlichtgestalt“: „Klar im Kopf, er kann phantastisch reden, er ist volkstümlich, die Herzen fliegen ihm zu. Das wär‘ doch mal einer“, lobte Weil, um dann launig hinzuzufügen: „Für die niedersächsische CDU.“

Grünkohl-Allianz und Powerhouse Nord 
In seiner Antrittsrede regte Daniel Günther an, eine „Grünkohl-Allianz“ zu gründen, die man dazu nutzen könne, im Norden noch mehr zusammenzuarbeiten. In eine ähnliche Kerbe schlug Oberbürgermeister Jürgen Krogmann: „Wir sind das Powerhouse Nord.“ Geradezu verheißungsvoll wirkte Günthers Ankündigung, in Dithmarschen, der „Kohlkammer Deutschlands“, mehr Grünkohl anbauen zu lassen und damit für spürbare Entlastungen der Menschen im Oldenburger Land zu sorgen. Für Jürgen Krogmann war sofort klar: „Daniel Günther war vom ersten Moment an ,on fire‘! Ihm musste man nicht erst erklären, was Grünkohl ist und um welches Oldenburg es eigentlich geht.“ Dass der Ministerpräsident des nördlichsten Bundeslandes am vergangenen Wochenende seinem bayerischen Amtskollegen Markus Söder „Beleidigungsfasten“ empfohlen und sich damit für ein Ende der Sticheleien gegen politische Gegner eingesetzt hatte, gefiel Krogmann: „Versöhnen statt spalten – das ist doch ein schönes Motto für uns heute Abend.“

Plädoyer für mehr Zusammenhalt
Für mehr Zusammenhalt plädierte Daniel Günther auch in seiner ersten Rede vor dem Oldenburger Kohlvolk. Traditionen wie das „Gröönkohl-Äten“ als etwas Positives zu empfinden, seien Tugenden und Errungenschaften, die es hochzuhalten gelte. Der Unterschied zwischen den Parteien, die die Bundesrepublik jahrzehntelang geprägt haben, und denen, die es nicht gut mit der Demokratie meinen, liege im Umgang miteinander. „Wenn wir Respekt voreinander zeigen und uns nicht persönlich herabwürdigen, werden wir viel mehr Menschen davon überzeugen können, dass wir Probleme lösungsorientiert in den Griff bekommen können.“ Günther zeigte sich überzeugt, dass „wir in vier Jahren auf ein Deutschland blicken können, das an einem Strang zieht.“ Er versprach: „Dafür werde ich auch meine neu gewonnene Macht als Grünkohlkönig von Oldenburg einsetzen.“

Die Sprüche des Abends:

„Hier werden Sie gut behandelt. Mit oder ohne Anzug – bei uns fliegt keiner raus. Wir sind hier nicht im Weißen Haus.“
Oberbürgermeister Jürgen Krogmann hieß die Gäste des „Gröönkohl-Ätens“ mit einer Anspielung auf Donald Trump willkommen.

„Er hat aus Gram abgesagt, weil er den Verlust des Amtes nicht ertragen konnte.“
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil spekulierte scherzhaft über die Gründe für Boris Pistorius‘ Absage.

„Die Franzosen haben Boris Pistorius im vergangenen Jahr zum Kommandeur der Ehrenlegion ernannt. Eine hohe Ehre, die in etwa dem Amt des Oldenburger Grünkohlkönigs entspricht.“
Kurfürst Dietmar Wischmeyer über Verteidigungsminister Boris Pistorius.

„Wir haben überlegt, ob wir uns in den Wettbewerb um Grönland einbringen sollen. Wenn wir Grönland übernehmen würden, wären wir 30-mal so groß wie Bayern.“
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther pflegte beim „Gröönkohl-Äten“ seine Rivalität mit Bayerns Landeschef Markus Söder.

„In seiner Partei hat er den Kosenamen Küsten-Kommunist.“
Stephan Weil über Daniel Günther, der in Schleswig-Holstein eine schwarz-grüne Regierung führt.

„Küsten-Kommunist weise ich von mir. Allerdings werde ich häufiger Genosse Günther gescholten.“
Daniel Günther in seiner Entgegnung auf Stephan Weil.

„Ich versuche fast alles, um mein etwas belastetes Verhältnis zu Markus Söder zu verbessern. Ich sage bei fast keiner Gelegenheit mehr, dass wir in Schleswig-Holstein 2022 sechs Prozent mehr geholt haben als die CSU bei der letzten Landtagswahl in Bayern.“
Daniel Günther über sein Verhältnis zu seinem bayerischen Amtskollegen.

„Markus Söder und Daniel Günther sind die Männer-WG der Union. Solange die sich kabbeln, hat Merz seine Ruhe. Günther bindet die destruktive Energie des bayerischen Skorpions.“
Dietmar Wischmeyer über die Fehde zwischen Markus Söder und Daniel Günther.

„Sollen wir den Grünen etwa anbieten, dass Markus Söder jetzt nur noch etwas sagt, wenn er vorher darüber nachgedacht hat, ob das klug ist?“
Daniel Günther sinnierte darüber, wie den Grünen die Zustimmung zum Finanzpaket schmackhaft gemacht werden könnte.

„Ich kann Sie beruhigen: Alice Weidel wird es nicht. Es soll ja ein lustiger Abend werden.“ 
Oberbürgermeister Jürgen Krogmann über die Auswahl möglicher Grünkohlmajestäten.

„In all den Jahren gab es nur sechs Kohlköniginnen. Wenn wir so weitermachen, erreichen wir erst im Jahr 2136 die amtliche Frauenquote der EU. Wer weiß, ob es dieses Geschlecht dann überhaupt noch gibt?“
Dietmar Wischmeyer über die Männerlastigkeit in der Thronfolge.

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Von red