Die Grafik zeigt die Anteile der einzelnen Sektoren an den Treibhausgas-Emissionen im Jahr 2022 in Oldenburg. (Grafik: Stadt Oldenburg)
Oldenburg. Es ist ein ehrgeiziges Ziel: Oldenburg soll bis zum Jahr 2035 klimaneutral werden. Um den Weg dahin im Blick zu behalten, erstellt die Stadt Oldenburg regelmäßig eine sogenannte Energie- und Treibhausgas-Bilanz. Am Donnerstag, 13. März, stellte die Stadtverwaltung im Ausschuss für Stadtgrün, Umwelt und Klima vor: 2022 wurden in der Stadt Oldenburg circa 1,005 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid-Äquivalente (tCO2e) ausgestoßen. Damit konnten die Treibhausgas-Emissionen vom Ausgangswert für 2020 bis 2022 um etwa 12 Prozent gesenkt werden.
Wo in welchem Umfang Treibhausgas-Emissionen entstehen
Mit etwa 36 Prozent entstand ein Großteil der Treibhausgas-Emissionen (circa 358.000 tCO2e) im Stadtgebiet durch die privaten Haushalte. Diese sind nach wie vor hauptsächlich auf den Erdgasverbrauch für die Wärmeproduktion zum Heizen und für Warmwasser in den Haushalten zurückzuführen. Der Verkehrssektor verursachte etwa 29 Prozent (circa 292.000 tCO2e) der Treibhausgas-Emissionen, welche hauptsächlich durch Diesel- und Benzinfahrzeuge entstanden. Die „Wirtschaft“ – bestehend aus produzierendem Gewerbe (Industrie) und Gewerbe, Handel und Dienstleistungen – zeichnete für etwa 32 Prozent der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich (circa 320.000 tCO2e). Bei der kommunalen Verwaltung mit ihren Eigenbetrieben, kommunalen Anstalten öffentlichen Rechts sowie Eigen- und Mehrheitsgesellschaften waren es etwa 3 Prozent (35.000 tCO2e) der Treibhausgas-Emissionen.
Konsequentes Handeln gefragt
Der Endenergieverbrauch im Oldenburger Stadtgebiet hat im Bilanzjahr 2022 mit knapp 3,14 Millionen Megawattstunden (MWh) gegenüber 2021 (3,5 Millionen MWh) abgenommen. Allerdings lässt sich keine eindeutige Aussage dazu treffen, ob die Klimaschutzbemühungen der Stadt Oldenburg hier einen Beitrag leisten konnten – oder ob externe Effekte wie der Ukraine-Krieg diese schlichtweg überlagert haben. Da die fossilen Energieträger Erdgas, Benzin und Diesel nach wie vor gut 76 Prozent der Treibhausgas-Emissionen ausmachen, besteht hier weiterhin großer Handlungsbedarf. Zumal die Treibhausgas-Emissionen im Bilanzjahr 2023 aufgrund der im Ratsbeschluss zum Klimaziel festgelegten zweijährigen Zwischenziele um mindestens 15 Prozent auf dann maximal 969.000 tCO2e sinken müssen.
Ukraine-Krieg sorgt für sinkenden Erdgasverbrauch
Im Vergleich zum Vorjahr (2021) ist vor allem der Erdgasverbrauch im Jahr 2022 deutlich gesunken und damit auch die Treibhausgas-Emissionen im Bereich private Haushalte. Sehr wahrscheinlich liegt diese Minderung am Ausbruch des Ukraine-Krieges im Februar 2022 und der daraufhin drohenden Gasmangellage. In dieser Zeit wurden viele Energieeinsparmaßnahmen umgesetzt. Das zumindest zeigt auch die bundesweite Treibhausgas-Bilanz für das Jahr 2022, die beim Umweltbundesamt eingesehen werden kann. 2022 war außerdem ein vergleichsweise mildes Jahr, sodass der Heizbedarf deutlich geringer ausfiel als im Jahr zuvor.
Treibhausgas-Emissionen im Verkehr steigen wieder
Der Verkehrssektor dagegen hat 2022 wieder zugelegt: Durch das Abklingen der Covid-19-Pandemie scheint sich das Mobilitätsverhalten insgesamt wieder an das frühere Niveau anzugleichen. Um hier die Zusammenhänge genau zu verstehen, ist es wichtig die Bilanzierung nachzuvollziehen: Denn der Energieverbrauch im Verkehr ist eigentlich nur leicht gestiegen. Die deutliche Steigerung in der Bilanz ist auf die Erhöhung der Emissionsfaktoren für die Energieträger Benzin und Diesel sowie auf den Bundesstrommix zurückzuführen. Einfach gesagt wurden pro verbrauchter Kilowattstunde mehr CO2-Äquivalente ausgestoßen als noch im Jahr 2021. Auch diese Entwicklung ist auf den Ausbruch des Ukraine-Krieges zurückzuführen. Beim Strom fällt beispielsweise stark ins Gewicht, dass der Anteil von in Kohlekraftwerken erzeugter Energie im Bundesstrommix im Jahr 2022 angestiegen ist. Für das Jahr 2023 deutet sich dem Umweltbundesamt zufolge wieder eine deutliche Senkung des Emissionsfaktors für den Bundesstrommix an – vorausgesetzt, der Anteil erneuerbarer Energie steigt stetig an, ist davon auszugehen, dass sich dieser Trend in Zukunft fortsetzt.
Wie CO2-Äquivalente errechnet werden
Die Endenergieverbräuche werden mit sogenannten Emissionsfaktoren multipliziert, die dann die Treibhausgas-Emissionen ergeben. Die Emissionsfaktoren orientieren sich unter anderem an der Erzeugung eines Energieträgers oder auch an dessen Transport – sie beziehen also die sogenannte „Vorkette“ mit ein. Dadurch kann es zu jährlichen Veränderungen bei den Emissionsfaktoren kommen. Ein Emissionsfaktor gibt damit an, wie viel Kohlenstoffdioxid-Äquivalente (CO2e) pro Einheit eines Energieträgers verursacht werden. CO2-Äquivalente fassen verschiedene Treibhausgase wie Kohlenstoffdioxid, Lachgas und Methan in eine Maßeinheit zusammen und berücksichtigen dabei auch ihre unterschiedliche Klimawirkung. Im Bilanzjahr 2022 verursachte beispielsweise eine Kilowattstunde Strom etwa 505 Gramm CO2e.
Warum das Bilanzjahr 2022 das aktuellste ist
Die Energie- und Treibhausgas-Bilanzierung wird in der Regel mit einer zeitlichen Verzögerung vorgenommen – auf kommunaler Ebene, aber auch mit Blick auf die bundesweite Bilanz. Das hat zum Beispiel damit zu tun, dass bestimmte Werte, wie die zuvor beschriebenen Emissionsfaktoren, erst mit zeitlicher Verzögerung zur Verfügung stehen. Diese sind jedoch für eine vollständige Darstellung der Werte notwendig.
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