Wesermarsch/Oldenburg/Bremen/Delmenhorst. Ein umfangreicher Schlag gegen die organisierte Kriminalität ist den Ermittlern der Polizeiinspektion Delmenhorst/Oldenburg-Land/Wesermarsch unter Sachleitung der Staatsanwaltschaft Oldenburg gelungen. Im Fokus stehen zwei Ermittlungsverfahren gegen insgesamt 13 Beschuldigte, denen die Mitgliedschaft in einer ausländischen kriminellen Vereinigung, gewerbs- und bandenmäßiger Betrug beziehungsweise Geldwäsche, Zwangsarbeit und Menschenhandel vorgeworfen werden.
Am gestrigen Donnerstag, 19. Juni 2025, konnte in Bremen der fünfte Haftbefehl in diesem komplexen Ermittlungsumfeld vollstreckt werden: Ein 46-jähriger Bremer, dem zahlreiche Betrugs- und Geldwäschedelikte zur Last gelegt werden, wurde festgenommen und sitzt nun in Untersuchungshaft. Der Haftbefehl wurde auf Antrag der Staatsanwaltschaft Oldenburg vom Amtsgericht Oldenburg erlassen.
Eine Million Euro durch Love-Scam und gefälschte Rechnungen ergaunert
Die Tatverdächtigen, im Alter von 40 bis 62 Jahren und aus Delmenhorst und Bremen stammend, sollen über Jahre hinweg eine Vielzahl von Straftaten begangen haben. Dabei erlangten sie laut Ermittlungsstand über eine Million Euro. Ihr Vorgehen umfasste hauptsächlich moderne Formen des Internetbetruges:
- Love-Scam: Über Dating-Plattformen und soziale Medien erschlichen sich die Beschuldigten das Vertrauen ihrer Opfer. Anschließend gaukelten sie Notlagen und Schicksalsschläge vor, um die Geschädigten zur Überweisung großer Geldbeträge zu verleiten.
- Gefälschte Rechnungen: Des Weiteren sollen die Beschuldigten gefälschte Rechnungen versandt haben, um die Gutgläubigkeit der Empfänger auszunutzen und so weitere Gelder zu erbeuten.
Verdacht der Mitgliedschaft in der „Black Axe“ und Menschenhandel
Mehrere der Beschuldigten stehen zudem im Verdacht, Mitglieder der „Confraternity Black Axe“, auch bekannt als Neo Black Movement of Africa, zu sein. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Straftaten unter Ausnutzung des Netzwerkes und zur Förderung der Zwecke dieser Bruderschaft begangen wurden. Daher wird auch wegen des Verdachts der Geldwäsche, des Betruges und der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung ermittelt.
Ein besonders schwerwiegender Vorwurf betrifft einzelne Beschuldigte, die ihre beruflichen Aufgaben von Menschen ohne Aufenthaltstitel oder Arbeitserlaubnis ausüben ließen. Den dafür gezahlten Lohn sollen sie anschließend vollständig selbst einbehalten haben, was den Verdacht der Zwangsarbeit und des Menschenhandels begründet.
Bereits am Mittwoch, 12. März 2025, führten Polizeikräfte eine großangelegte Aktion durch, bei der drei Haftbefehle in Deutschland und Österreich vollstreckt und insgesamt zwölf Wohnobjekte in Niedersachsen und Bremen sowie eine Arbeitsstätte der Beschuldigten durchsucht wurden. Dabei konnten diverse Beweismittel und erhebliche Vermögenswerte, darunter ein mittlerer fünfstelliger Bargeldbetrag, sichergestellt werden.
Die Auswertung der beschlagnahmten Beweismittel hat bereits zu einem erhärteten dringenden Tatverdacht gegen einen weiteren Beschuldigten geführt. Die Staatsanwaltschaft Oldenburg hat auch gegen diese Person einen Antrag auf Erlass eines Untersuchungshaftbefehls gestellt, die gerichtliche Entscheidung steht hierzu noch aus.
Die seit Juli 2024 intensiv geführten Ermittlungen werden von zahlreichen Behörden und Polizeidienststellen, insbesondere aus Bayern, sowie von Eurojust und weiteren internationalen Strafverfolgungsbehörden unterstützt. Die Auswertung der sichergestellten Beweismittel und die weiteren Ermittlungen dauern an.