Hörforschung hat an der Universität Oldenburg eine lange Tradition und setzt ihre Erfolgsgeschichte fort: Ununterbrochen seit 2012 wird die gemeinsame Spitzenforschung mit der Medizinischen Hochschule Hannover und der Leibniz Universität Hannover als Exzellenzcluster ab 2026 in der dritten Förderphase gefördert. (Foto: Universität Oldenburg / Daniel Schmidt)
Oldenburg. Überragender Erfolg für die Universität Oldenburg: Alle drei Spitzenforschungsprojekte, die sich in der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern als Exzellenzcluster beworben hatten, sind bewilligt und werden für sieben Jahre gefördert.
Bereits zum dritten Mal konnten die Hörforschenden von „Hearing4all“ punkten. Die beantragte Fördersumme beträgt 53,5 Millionen Euro. Die Oldenburger*innen hatten ihren Antrag erneut gemeinsam mit Hörforscher*innen aus Hannover entwickelt. Erstmals gefördert wird der Exzellenzcluster „NaviSense“ der Oldenburger Expert*innen für Tiernavigationsforschung. Sie hatten eine Förderung in Höhe von 54,7 Millionen Euro beantragt. Gemeinsam mit der Universität Bremen war die Universität Oldenburg außerdem in der Meeresforschung mit dem Exzellenzcluster „Ocean Floor“ erfolgreich. Die beantragte Fördersumme beläuft sich auf 54,2 Millionen Euro.
„Es erfüllt uns als junge Universität mit besonderem Stolz, dass alle beantragten Exzellenzcluster die internationalen Gutachterinnen und Gutachter überzeugen konnten. Das belegt einmal mehr, dass an der Universität Oldenburg Spitzenforschung auf höchstem Niveau stattfindet“, sagte Universitätspräsident Prof. Dr. Ralph Bruder. „Unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erbringen herausragende Forschungsleistungen und werden ihre Arbeit in gesellschaftlich höchst relevanten Forschungsfeldern nun unter exzellenten Bedingungen fortsetzen.“
Das heutige erfolgreiche Abschneiden in der Förderlinie Exzellenzcluster stellt zugleich die Weichen für eine mögliche Förderung als Exzellenzuniversität ab 2027. Die Universitäten Oldenburg und Bremen haben sich entschlossen, sich als Verbundpartner gemeinsam um diese Förderung zu bewerben.
„Unsere beiden Universitäten sind traditionell eng verbunden und haben sich zum Ziel gesetzt, national wie international eine noch größere Wirksamkeit und Strahlkraft zu erreichen. Das unterstreichen wir nun auch durch einen gemeinsamen Antrag in der Förderlinie Exzellenzuniversität und treiben damit unsere hochgesteckten Pläne gezielt weiter voran“, erklärte Universitätspräsident Bruder. Erst Anfang des Jahres hatten die Universitäten Oldenburg und Bremen mit der „Northwest Alliance“ einen gemeinsamen Forschungs- und Transferraum in der Nordwestregion gegründet.
Die Exzellenzcluster
Hörforschung: Hearing4all
Der Cluster verfolgt das Ziel, die Prognose, Diagnostik und Behandlung von Hörverlust zu verbessern. In zwei zurückliegenden Förderperioden seit 2012 hat Hearing4all (H4a) dabei bereits bedeutende Ergebnisse erzielt. Jetzt wird der Forschungsverbund der Universität Oldenburg mit der Medizinischen Hochschule Hannover und der Leibniz Universität Hannover unter der Überschrift „Hearing4all.connects“ neue Forschungsdisziplinen einbinden, um das Thema Hörverlust noch umfassender zu untersuchen. So verfolgen die Forschenden in den kommenden Jahren unter anderem neue genetische Ansätze zur Vorhersage, Diagnostik und Behandlung von Hörverlust. Wie KI dabei helfen kann, mit Hörgeräten und -implantaten wichtige von unwichtigen Klangquellen besser zu unterscheiden, ist ebenfalls Forschungsgegenstand.
Die Forschenden wollen zudem gemeinsame Datenstandards schaffen, die es ermöglichen, KI-basierte Systeme zu trainieren, um so Hörverlustwahrscheinlichkeiten einzelner Personen vorherzusagen. Hörgeräte zur „Gesundheitszentrale am Ohr“ weiterzuentwickeln, ist ein weiteres Forschungsfeld. Am Ohr erhobene Sensordaten könnten Langzeitdaten für medizinische Untersuchungen liefern und Hinweise für gesundheitliche Risiken frühzeitig erkennen.
Außerdem wollen die Hörforschenden die Lebensrealität der Menschen noch stärker berücksichtigen. Die Bedeutung von Mehrsprachigkeit für das Hören, Untersuchungen außerhalb des Labors und der Wert des Hörens für soziale Interaktionen stehen daher im Vordergrund. Zentral bleibt auch weiterhin die enge Zusammenarbeit mit außeruniversitären Partnern, die die zeitnahe Anwendung der Forschungsergebnisse in der Praxis unterstützten.
Clustersprecherin Prof. Dr. Christiane Thiel: „In den vergangenen 13 Jahren haben die drei beteiligten Universitäten und ihre außeruniversitären Partner ein einzigartiges Ökosystem der Hörforschung geschaffen, das es uns jetzt ermöglicht, neue Technologien, beispielsweise im Bereich Genetik oder KI, gewinnbringend einzusetzen, um eine möglichst naturgetreue Wiederherstellung des Hörens zu erzielen. Eine, die es Betroffenen ermöglicht, mühelos an vielfältigen Kommunikationssituationen des alltäglichen Lebens teilzuhaben. Ich freue mich, gemeinsam mit den beteiligten Forschenden das nächste Kapitel der Hörforschung aufzuschlagen – eines, das das Hören ganzheitlich vom Ohr über das Gehirn zur Gesellschaft denkt.
Im Cluster arbeiten rund 350 Menschen aus verschiedenen Disziplinen, darunter Medizinische Physik, Neurowissenschaften, Psychologie, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Ingenieurwissenschaften und Linguistik.
Beteiligte Fakultäten an der Universität Oldenburg:
Fakultät VI – Medizin und Gesundheitswissenschaften
Fakultät III – Sprach- und Kulturwissenschaften
Antragstellende Universitäten:
Universität Oldenburg (koordinierende Universität), Medizinische Hochschule Hannover, Leibniz Universität Hannover
Andere beteiligte Einrichtungen:
Hörzentrum Oldenburg gGmbH; Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT, Institutsteil Hör-, Sprach- und Audiotechnologie HSA in Oldenburg; Jade Hochschule Wilhelmshaven / Oldenburg / Elsfleth; Laser Zentrum Hannover e.V.