Aktivisten von Robin Wood weisen auf die Misstände beim Thema Palmöl hin. (Foto: Julian Smaluhn/Robin Wood)
Brake. Am Samstag haben Aktivisten der Umweltschutzorganisation ROBIN WOOD ein Banner mit der Aufschrift „Verfolgung? Vertreibung? Verantwortung! Kein Palmöl aus Raubbau!“ zwischen zwei Dalben in der Weser bei der Fettraffinerie von Olenex in Brake entrollt. Die Aktion fand im Rahmen des Wesercamps statt, bei dem sich Umweltschützerinnen über Wege zu einer gerechteren und solidarischeren Landwirtschaft austauschen.
Brake im Landkreis Wesermarsch ist ein wichtiger Umschlagplatz für Agrarstoffe wie Palmöl und Soja in Deutschland. Beim Wesercamp sind auch Vertreter von Kleinabuern aus Palmöl-Anbauregionen in Honduras und Guatemala zu Gast, die über ihre Erfahrungen berichten.
„Wir protestieren heute an der Fettraffinerie von Olenex in Brake, damit Raubbau und Ausbeutung für Palmöl beendet werden“, erklärte Jona, eine Aktivistin von ROBIN WOOD Bremen. „Wir zeigen unsere Solidarität mit Menschen in den Anbauländern, die für die Ölpalmen-Plantagen gewaltsam von ihrem Land vertrieben werden. Und wir fordern ein wirksames Lieferkettengesetz, damit Unternehmen für Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen zur Verantwortung gezogen werden.“
Palmöl aus Zentralamerika im Fokus
Der weltweite Konsum von Palmöl, das vielseitig in Lebensmitteln, Kosmetika und als Kraftstoff eingesetzt wird, nimmt stetig zu. Unternehmen wie Olenex, ein Joint Venture der Branchenriesen ADM und Wilmar, profitieren von diesem Geschäft. Die negativen Auswirkungen tragen jedoch oft die Menschen in den tropischen Anbauländern. Dort wird großflächig Wald für den Anbau von Ölpalmen in Monokultur zerstört, was gravierende Folgen für Klima und Artenvielfalt hat.
Nachdem zunächst Wälder in Indonesien und Malaysia betroffen waren, expandiert der Anbau nun in neue Regionen. Seit 2023 importiert Deutschland Palmöl hauptsächlich aus Zentralamerika. Olenex in Brake verarbeitet unter anderem Palmöl von Corporación Dinant aus Honduras und Industria Chiquibul aus Guatemala, die beide in der Kritik stehen.
Berichte von Verfolgung und Vertreibung
Yoni Rivas, Sprecher der Plataforma Agraria del Aguán (ein Bündnis von Bauernorganisationen im honduranischen Aguán-Tal), berichtete beim Wesercamp: „Ich habe durch die Palmölindustrie mein Zuhause verloren und werde für mein Engagement im Widerstand gegen die Palmölindustrie verfolgt.“ Er ist zusammen mit Gladis Mucú aus Guatemala beim Wesercamp zu Gast.
Im Aguán-Tal, wo Corporación Dinant Palmöl produziert, gehen seit Jahren bewaffnete Gruppen gewaltsam gegen Kleinbauern vor, die ihr Land und ihre Lebensgrundlage schützen wollen. Erst vor wenigen Wochen wurden über 150 Familien einer Kooperative vertrieben, dabei gab es auch Todesopfer. Aufgrund dieser Vorfälle hat die Initiative Romero am 11. April 2025 beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) eine Beschwerde gegen Unternehmen eingereicht, die Palmöl von Dinant beziehen.
Gladis Mucú aus dem Norden Guatemalas berichtete, dass ihre Gemeinde von massiver Wasserverschmutzung betroffen ist, für die das Unternehmen Industria Chiquibul verantwortlich gemacht wird. „Wir fordern Aufklärung und internationale Solidarität! Wir wollen in Frieden und nach unseren Traditionen leben. Ölpalmen wollen wir nicht“, so Mucú.
Forderung nach einem starken Lieferkettengesetz
„Ausbeutung in globalen Lieferketten ist ein riesiges Problem, dem mit freiwilligen Selbstverpflichtungen und Zertifizierung nicht beizukommen ist. Deshalb brauchen wir ein starkes Lieferkettengesetz“, betonte Fenna Otten, ROBIN WOOD-Tropenwaldreferentin.
ROBIN WOOD und die CIR haben gemeinsam mit einem zivilgesellschaftlichen Bündnis von über 90 Organisationen eine Petition mit dem Titel „Keine Gewinne ohne Gewissen – Menschenrechte und Umwelt schützen!“ gestartet, um sich gegen die Pläne der neuen Bundesregierung zu stellen, das deutsche Lieferkettengesetz abzuschaffen. Auch die geplante EU-Lieferketten-Richtlinie (CSDDD), die bis 2028 in deutsches Recht umgesetzt werden muss, sieht Bundeskanzler Friedrich Merz kritisch. Dies würde es Unternehmen ermöglichen, weiterhin Profite aus umweltzerstörerischen und menschenrechtsverletzenden Lieferketten zu ziehen.
ROBIN WOOD engagiert sich seit vielen Jahren gemeinsam mit Initiativen aus dem globalen Süden gegen den Raubbau für Palmöl. Bereits im September 2012 gab es in Brake eine Protestaktion gegen Wilmar.