Fische nehmen immer mehr Schadstoffe auf. (Imagefoto: Jesco von Moorhausen/KI)
Oldenburg. Fische im Wattenmeer sind zunehmend durch Schadstoffe belastet. Um die komplexen Wechselwirkungen von Umweltbelastungen auf diese Tiere besser zu verstehen und effektive Schutzmaßnahmen zu entwickeln, arbeiten Forschende der Universität Oldenburg an einem spezialisierten Analyse-Tool.
Das Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) entwickelt die Softwarelösung zusammen mit den Projektpartnern „AquaEcology“ und „BioDiv.Systems“. Ziel ist es, Umweltbehörden, NGOs und Unternehmen einen raschen Überblick über den aktuellen Forschungsstand zu Schadstoffen und deren Auswirkungen auf Fische zu verschaffen und ihnen zu ermöglichen, verschiedene Schutzszenarien zu testen.
Komplexität sichtbar machen
Das auf 284.000 Euro von der niedersächsischen Wattenmeer-Stiftung geförderte Vorhaben soll große und komplexe Datenmengen schnell und unkompliziert analysierbar machen. „Das spezialisierte Online-Tool soll Zielgruppen mit unterschiedlichem fachlichen Hintergrund dabei unterstützen, […] ihre Aussagekraft einordnen zu können“, erklärt Projektkoordinatorin Dr. Silke Eilers vom ICBM.
Bis September 2027 arbeitet das Team daran, einen bereits entwickelten Prototyp benutzerfreundlich zu optimieren und exemplarisch auf Fische im Wattenmeer anzupassen. Dabei sollen auch Unsicherheiten – etwa durch Messfehler oder strukturelle Komplexitäten – in der Analyse sichtbar gemacht werden. Die Wissenschaftler greifen dafür auf vorhandene Daten von Umweltbehörden sowie Forschungsliteratur zurück.
Fokus auf Laichgebiete
Schadstoffe können die Gesundheit und den Reproduktionserfolg von Fischen, die eine wichtige Funktion im Ökosystem und als Nahrungsgrundlage haben, stark mindern. „Wir wissen noch viel zu wenig über den Einfluss von Schadstoffen, wenn es um den Erhalt des Fischvorkommens geht“, so Eilers. Dies gelte besonders, wenn Organismen im Laufe ihres Lebens vielen verschiedenen Schadstoffen gleichzeitig ausgesetzt sind.
Ein besonderer Fokus liegt daher auf dem Schutz wichtiger Lebensräume wie den Seegraswiesen, die für Arten wie Hornhechte und Heringe essenziell sind. Die Forschenden erstellen hierfür ein mathematisches Netzwerkmodell, um die Schadstoffbelastungen besser erfassen und darauf aufbauend konkrete Schutzmaßnahmen ableiten zu können.
Sollte sich das Tool als praktikabel erweisen, könnte es in zukünftigen Phasen auch auf weitere Artengruppen im Wattenmeer, wie Muscheln, Austern, Plankton und Meeressäuger, übertragen werden.