Predrag Krunic beim Spiel gegen Science City Jena. (Foto: Ulf Duda)

Oldenburg. Die EWE Baskets Oldenburg können mit dem Start in die neue Saison der easyCredit BBL nicht zufrieden sein. Nur in kurzen Phasen überzeugen die Oldenburger bisher, verloren alle vier Partien. Im Gespräch mit Head Coach Predrag Krunic kommen Emotionen, Gründe für die Niederlagen und Schlüsse für die nächsten Spiele zur Sprache.

Der Weg in die Kabine zur Halbzeit muss am Samstag bitter gewesen sein. 27 Punkte Rückstand und dazu ein lautstarkes Pfeifkonzert unserer Fans. Was hast du in dem Moment gedacht?

Nach der ersten Halbzeit waren unsere Fans sauer und zwar mit gutem Grund! Ich habe dafür totales Verständnis, dass unsere Fans gepfiffen haben, denn wir haben sehr, sehr schlecht gespielt. Wir hatten nicht den Kampfgeist, die Emotionen, nicht die richtige Art zu spielen, die wir bringen müssen, wenn wir das Trikot der EWE Baskets tragen, egal ob in Auswärtsspielen oder Heimspielen. Die große EWE Arena ist immer ausverkauft, wir haben tolle Fans hinter uns. Das bringt eine Verantwortung mit sich. 

Zumal wir alle nach der Halbzeit gemerkt haben, wie leicht man mit der richtigen Spielweise die Stimmung entzünden kann…

Ich habe nach dem Spiel gesagt, wie glücklich wir uns schätzen konnten, dass die Fans nach der Halbzeit geblieben sind. Sie standen zur Mannschaft und haben selbst nach der besonders schlechten ersten Halbzeit Unterstützung gegeben. Wir haben eine Reaktion gezeigt, das war wichtig für uns. Es war eine andere Mentalität sichtbar und wir haben gezeigt, dass wir die Message der Fans verstanden haben. Man kann sich für die Unterstützung der Fans in der zweiten Halbzeit nur bedanken!

Wir stehen nach der Niederlage trotzdem 0:4. Das entspricht nicht unseren Ansprüchen und ist nicht der Start, den wir uns gewünscht haben. Was ist deine Analyse der Gründe?

Es war kein guter Start in die BBL. Wir haben keine Beständigkeit in unserem Spiel gezeigt. Es gab Phasen in den einzelnen Spielen, in denen wir gut gespielt haben, aber da fehlt Kontinuität. Dieses Auf und Ab kostet uns Spiele. Daran, diese Konstanz auf 40 Minuten zu erhöhen, arbeiten wir.

Mehrere Spiele zu verlieren, macht psychisch etwas mit der Mannschaft, man hatte den Eindruck, Ende der ersten Halbzeit gegen Jena ein immer weiter sinkendes Selbstvertrauen zu sehen. Wie begegnet man dem?

In dem Zusammenhang muss man sich an die Phasen erinnern, in denen wir gut gespielt haben. Wir haben gezeigt, dass es geht, haben in der zweiten Halbzeit gegen Jena bewiesen, dass wir guten Basketball spielen können. Das müssen wir ins Training und Spiel mitnehmen, diese Konstanz und Mentalität dauerhaft zu zeigen. Kämpfen, hart und mit Selbstvertrauen spielen und Vertrauen in die Mitspieler haben, als Mannschaft besser zu spielen, darum geht es.

An diesem Punkt, dem Teamspiel, entzündet sich auch Kritik. Wie ist dein Blick darauf?

Besonders das Spiel in Bonn habe ich im Kopf, wenn es um das fehlende Teamspiel geht. Es war ein knappes Ergebnis, aber ich war mit dem Teamspiel sehr unzufrieden. Gegen Jena war in der zweiten Halbzeit zu sehen, was ein gutes Teamspiel bedeuten kann, aber eine Halbzeit reicht nicht. Es muss nicht nur für 20 Minuten, sondern über das ganze Spiel funktionieren. 

Warum geht uns dieses Teamspiel aus deiner Sicht in bestimmten Phasen verloren?

Wir sind oft in Situationen gewesen, in denen wir aus dem Rückstand spielen mussten. In diesen Momenten entsteht oft der Druck, schnelle Entscheidungen suchen zu wollen. Dann entstehen Ballverluste, die uns auch Siege kosten. Unter diesem Druck, der Schnelligkeit, aus dem Rückstand zu spielen, entstehen bei uns Fehler.

In den bisherigen Spielen war auch das Rebounding und die Defensive gegen das Pick&Roll zumindest in Phasen ein Problem. Woran liegt das?

Das Rebounding war bisher eine klare Schwäche und daran arbeiten wir. Wir müssen das aus dem Training ins Spiel übersetzen. Auch hier fehlt die Konstanz, wenn ich zum Beispiel an Frankfurt denke. Dort haben wir eine Halbzeit gut gereboundet und in der zweiten Halbzeit nicht. Es muss uns auszeichnen, dass wir über das ganze Spiel hinweg um jeden Ball kämpfen. Schließlich haben wir einige Spiele knapp verloren und dann entscheiden die vermeintlich kleine Sachen das Spiel: zwei Rebounds, ein Turnover sind da der Unterschied.

In der Verteidigung dürfen wir nicht so leicht Punkte zulassen. Gegen Jena haben wir mehrmals einen Korb plus Bonusfreiwurf abgegeben, weil wir erst nicht physisch genug waren und dann zum Foul greifen mussten. Da müssen wir uns verbessern. In den Momenten, in denen wir physisch spielen, entwickeln wir mehr Druck und sind auf einem deutlich höheren Level. Dabei schaue ich auch wieder auf Jena: In der ersten Halbzeit waren wir ohne diesen Druck und haben viele leichte Punkte abgegeben. Mit dem Beginn der zweiten Halbzeit war es anders und wir waren physisch, haben direkt ein Offensivfoul erzwungen. Wir haben einige Spieler, die zum ersten Mal in der BBL spielen, die schnell lernen müssen, dass es eine sehr physische Liga ist und man nur besteht, wenn man 40 Minuten physisch spielt.

Am Samstag kommt Würzburg, eine Mannschaft, der man nach den letzten Jahren und den ersten Spielen zugestehen muss, dass sie der Favorit ist. Was erwartest du vom Team?

Wir müssen die Antwort auf unsere Situation geben. Es ist ein sehr starker Gegner, aber jetzt denken wir zunächst an uns. Würzburg ist ein physischer Gegner, wir müssen mit Physis, Mentalität und Kampf rauskommen. Nur dann können wir uns mit Würzburg messen.

Was sind die Gründe dafür, daran zu glauben, dass wir jetzt den Turnaround schaffen?

Meine Überzeugung und Erfahrung aus vielen Oldenburger Jahren ist, dass man in dieser Arena und mit diesen Fans Intensität zeigen muss, Emotionen, man kämpfen muss, alles für den Sieg auf dem Spielfeld lassen muss. Aus Respekt vor unseren Fans und unserer eigenen Arbeit müssen wir das bringen. Daran unterscheidet sich Erfolg oder Misserfolg und ich denke wir haben das verstanden!

Von red