Hatten/Oldenburg. Die Familienbetriebe der Landwirtschaft bestmöglich durch alle Entwicklungsphasen und Krisen begleiten und dabei stets einen guten Draht zu den beteiligten Kommunen und Landkreisen haben: Das ist eine Maxime in der langen Karriere von Dr. Günter Kuhnt. Nach mehr als 32 Jahren im Dienst der einstigen Landwirtschaftskammer Weser-Ems und der heutigen Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) geht der 65-jährige Leiter der Bezirksstelle Oldenburg-Süd in Cloppenburg in wenigen Tagen in den Ruhestand.
Bei einem Festakt in Hatten-Hatterwüsting (Kreis Oldenburg) würdigten Kammerspitze sowie Vertreterinnen und Vertreter der Region und der Landwirtschaft am Mittwoch (06.03.2024) das Wirken des Agrarexperten. Die Bezirksstelle Oldenburg-Süd in Cloppenburg betreut die Betriebe der grünen Branche in den Landkreisen Oldenburg, Cloppenburg und Vechta sowie in den Städten Delmenhorst und Oldenburg.
Kammerpräsident würdigt hohen Sachverstand
„Mit seiner großen Erfahrung und seinem hohen Sachverstand hat es Herr Dr. Kuhnt verstanden, die Fachleute der Bezirksstelle zu einem Team zu formen, auf das sich die Betriebe der Region stets verlassen können“, sagte Kammerpräsident Gerhard Schwetje während des Festakts mit knapp 100 geladenen Gästen. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Bezirksstellen sind wichtige Ansprechpartnerinnen und -partner vor Ort, die den guten Ruf der Landwirtschaftskammer Niedersachsen als Beratungsorganisation entscheidend prägen – das ist hier in den Kreisen Oldenburg, Cloppenburg und Vechta gelungen.“
Anerkennung bekam Kuhnt auch aus der Politik: „Die Zusammenarbeit mit Dr. Kuhnt war geprägt von Offenheit, Ehrlichkeit und immer mit dem Blick für das Machbare und Wesentliche“, sagte Dr. Christian Pundt, Landrat des Landkreises Oldenburg: „Wir haben gerne und vertrauensvoll zusammengearbeitet und wünschen Dr. Kuhnt für den Ruhestand viel Freude und weiterhin gut Gesundheit.“
„Ich kann mich nur an angenehme, gute und konstruktive Termine und Gespräche mit Herrn Dr. Kuhnt erinnern“, berichtete Johann Wimberg, Landrat des Landkreises Cloppenburg. „Er hat sich mit seiner Expertise und seiner ruhigen, sachlichen und freundlichen Art immer fachlich versiert und lösungsorientiert eingebracht und die Bezirksstelle der Landwirtschaftskammer in Cloppenburg stets bestens vertreten.“ Tobias Gerdesmeyer, Landrat des Landkreises Vechta, ergänzte: „Die Zusammenarbeit mit Herrn Dr. Kuhnt und unserer Kreisverwaltung war stets von engem Vertrauen geprägt, auch wenn es um strittige Themen ging. Ein fairer Austausch war ihm immer besonders wichtig.“
Nutzungskonflikte im ländlichen Raum vermeiden
„Eine hohe Akzeptanz unserer Bezirksstelle in der Region war mir immer wichtig“, bestätigte Kuhnt. „Bei der Nutzung des ländlichen Raumes durch die Landwirtschaft, durch Gewerbe und Kommunen, bei Naturschutz und Wasserschutz sollte es immer darum gehen, Nutzungskonflikte zu vermeiden und einen Ausgleich im Sinne unserer Betriebe zu finden.“
Kuhnt entstammt einer Familie, die im Gärtnereiwesen und mit Blumenhandel ihr Geld verdiente. Geboren in Thüringen und aufgewachsen in Hessen, interessierte er sich früh für die Landwirtschaft: „Weil ich glaubte: Dort kannst Du am meisten dazulernen.“ Neben einem einjährigen Praktikum mit Praktikantenprüfung absolvierte er an der Justus-Liebig-Universität Gießen ein Studium der Agrarwissenschaften. Anschließend promovierte er über das Thema „Bodenerosion und ihre Beziehung zur Bodenfruchtbarkeit im subtropischen Bereich der Volksrepublik China“.
Gute Grundlage für praktisches Fachwissen
China liegt weit weg von Südoldenburg. „Aber meine damals gewonnenen Kenntnisse etwa über Bodenfruchtbarkeit, Nährstoffhaushalt und den Wasserhaushalt im Boden haben mir mein ganzes Berufsleben über sehr geholfen – zum Beispiel, wenn es in unserer Region um Fragen des Nährstoffmanagements ging“, hob Kuhnt hervor.
Nach dem Start seiner Beamtenlaufbahn in der hessischen Agrarverwaltung wechselte Kuhnt im Herbst 1991 zur damaligen Landwirtschaftskammer Weser-Ems und wurde Leiter des Fachbereichs Landbau im Landwirtschaftsamt Norden (Kreis Aurich). Zwei Jahre später ging es für Kuhnt weiter zum Fachbereich Landbau im damaligen Landwirtschaftsamt Oldenburg in Huntlosen – damit war er in der Region angekommen, in der er mehrere Jahrzehnte seines erfolgreichen Berufslebens verbringen sollte.
Nach Cloppenburg kam der Agrarwissenschaftler zur Jahrtausendwende. Aus dem Landwirtschaftsamt Oldenburg-Süd, das er leitete, wurde 2006 mit der Fusion der Landwirtschaftskammern Weser-Ems und Hannover die heutige LWK-Bezirksstelle Oldenburg-Süd.
Neben den Veränderungen in der Struktur der Kammer durchlebte Kuhnt bedeutende Veränderungen in der Struktur der Landwirtschaft, die er als Berater intensiv begleitete. Die Konsequenzen der Schweinepest im Bau- und Immissionsschutzrecht, die BSE-Krise und der folgende Aufstieg der Puten- und Hähnchenmast, die Pionier- und die Ausbauphase beim Biogas, die wachsende Bedeutung der überbetrieblichen Verwertung von Nährstoffen: „Die Landwirtschaft in unserer Region hat gewaltige Wandlungen hinter sich – und immer ging es mir darum, sowohl meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als auch die Betriebe fit zu halten für die anstehenden Veränderungen“, sagte der 65-Jährige im Rückblick.
Praxiserfahrung für die Ausbildung nutzen
Nicht nur ein aktueller Wissensstand in der Belegschaft war Kuhnt wichtig – auch der berufliche Nachwuchs für den Berufsstand lag ihm stets am Herzen. So engagierte sich der Bezirksstellenleiter unter anderem für das Doppelqualifikationsmodell „Landwirtschaftliche Unternehmerschule“ in Oldenburg und Vechta: „Damit können wir die Praxiserfahrung aus der Beratung für die Ausbildung nutzen – und bauen zugleich eine gute Beziehung zu den Kundinnen und Kunden von morgen auf.“
Am Ende seiner langen Laufbahn sieht Kuhnt seine Kundschaft mittendrin im nächsten großen Wandel. „Das quantitatives Wachstum ist vorbei – jetzt geht um die qualitative Fortentwicklung der Tierhaltung.“ Auf den Betrieben habe dazu bereits eine neue Denke eingesetzt. „Die jungen Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter setzen sich mit der gesellschaftlichen Debatte über die moderne Landwirtschaft auseinander, wollen die Ansprüche verstehen und umsetzen. Aber dabei brauchen sie auch Unterstützung, etwa was die rechtlichen Vorgaben für moderne, noch stärker am Tierwohl orientierten Ställe angeht.“
Friederike Gerken wird Kuhnts Nachfolgerin
Die Bezirksstelle Oldenburg-Süd sieht Kuhnt für diese Veränderungen gut aufgestellt: Mehrere Positionen wurden vor kurzem von jungen Führungskräften neu besetzt. Auch Kuhnts Nachfolge ist bereits geregelt: Seine bisherige Stellvertreterin Friederike Gerken (31), aktuell Leiterin der Teams Betrieb sowie Tier, Technik, Bauen, leitet die Bezirksstelle mit ihren 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von kommendem Monat an.
Die gebürtige Braunschweigerin und studierte Agrarwissenschaftlerin ist seit 2019 bei der LWK und hat seit mehreren Jahren ihren Arbeitsschwerpunkt in Südoldenburg. Gerken ist unter anderem durch ihre Tätigkeit in der betriebswirtschaftlichen Beratung und durch ihr Engagement bei der Erstellung von Klimabilanzen in der Region sehr gut vernetzt.
Passionierter Wasserskiläufer im Unruhestand
Für die Zukunft erhofft sich Kuhnt mehr Zeit für die Familie – wenn seine übrigen Aktivitäten es denn zulassen. Seine Freizeit verbringt der Agrarexperte gerne auf dem Wasser. Als Wasserskiläufer mit etlichen deutschen und zwei EM-Titeln trainiert er regelmäßig beim Wasserski-Club Bremerhaven, dessen Vorsitzender er ist. Daneben wirkt er als Präsident des Deutschen Wasserski- und Wakeboardverbands national und international. So wird Kuhnt auch im Ruhestand weiterhin Wellen schlagen.