Jever/Friesland. „Bereits seit mehr als 100 Jahren dient der Internationale Frauentag als Plattform, um die Rechte von Frauen zu stärken, auf Ungleichheiten aufmerksam zu machen und für Veränderungen einzutreten. Trotz Fortschritten in Richtung Gleichstellung bestehen noch immer zahlreiche Herausforderungen und Ungleichheiten, werden Frauen und Mädchen weltweit nach wie vor mit Hindernissen konfrontiert. Der Internationale Frauentag bleibt also weiterhin von großer Bedeutung. Erst, wenn nicht nur an einem Tag im Jahr Frauenrechte explizit auf der Agenda stehen, wenn ein solcher Frauentag nicht mehr nötig sein sollte, dann werden wir von wirklicher Gleichberechtigung sprechen können. Bis dahin erinnert uns der Internationale Frauentag daran, dass Gleichstellung kein Luxus, sondern eine grundlegende Voraussetzung für eine gerechte und friedliche Gesellschaft ist.
Auch wenn das Thema für viele Menschen weit weg erscheint, in Deutschland zeigen sich schnell Ungleichheiten. Am Arbeitsplatz zum Beispiel: Frauen erhalten in Deutschland im Schnitt rund 18 Prozent weniger Gehalt als Männer. Das hat das Statistische Bundesamt für das Jahr 2022 berechnet. Und während fast jede zweite Frau in Teilzeit arbeitet, häufig um den Großteil der Betreuungsaufgaben in Familie, Haushalt und Pflege zu übernehmen (Stichwort: Equal Care), ist nur jeder zehnte Mann teilzeitbeschäftigt. Die Folge: Frauen sind im Vergleich häufiger von Arbeitsarmut betroffen und sind seltener auf Posten in Führungsebene (Vorstände, Geschäftsführungen oder Führungskräfte in Handel, Produktion und Dienstleistungen) anzutreffen.
Ein weiteres Beispiel stellt der Bereich Gesundheit dar: So hält die Landesregierung für die notfallambulante und stationäre fachärztliche Versorgung eines gynäkologischen bzw. geburtshilflichen Notfalls eine Wegstrecke von 45 Minuten Fahrt für zumutbar. Zum Vergleich: Für alle anderen Notfälle ist der Wert 30 Minuten Wegstrecke verpflichtend.
Frauen und Mädchen sind zudem weiterhin einem erhöhten Risiko geschlechtsspezifischer Gewalt ausgesetzt, sei es häusliche Gewalt, sexueller Missbrauch oder Zwangsheirat. In Deutschland sind rund 81 Prozent der Opfer partnerschaftlicher Gewalt (vollendete und angezeigte Delikte) Frauen.
Auch in der Politik zeigen sich deutliche Ungleichheiten. Frauen machen über die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland aus, jedoch sind ihre Erfahrungen, Sichtweisen und Kompetenzen in politischen Entscheidungsgremien und Regierungen weltweit unterrepräsentiert, was sich auf die Gestaltung von Gesetzen und auf politische Prioritäten auswirkt. In Deutschland werden mehr als 90 Prozent der Rathäuser und Landkreise von Männern geleitet. Im Bundestag liegt der Frauenanteil derzeit bei 35,1 Prozent, im Landtag bei 33,9 Prozent, in den kommunalen Vertretungen bei knapp 31 Prozent. Betrachtet man die Städte und Gemeinden im Landkreis Friesland sowie den Landkreis Friesland schwankt der Frauenanteil in den Räten in der aktuellen Wahlperiode zwischen 14 Prozent und 42 Prozent je nach Kommune.
Das sind nur einige Beispiele für Bereiche, in denen Frauen und Mädchen in Deutschland und der Welt mit Hindernissen und Ungleichheiten konfrontiert werden. Malala Yousafzai, Friedensnobelpreisträgerin und Kinderrechtsaktivistin aus Pakistan sagte einmal: ‚Wir können nicht erfolgreich sein, wenn die Hälfte von uns zurückgehalten wird.‘ Dies gilt es zu ändern!“
Zum Hintergrund:
Die Geschichte des Internationalen Frauentags reicht bis in das frühe 20. Jahrhundert zurück, als Frauen in vielen Teilen der Welt für ihre Rechte und eine bessere gesellschaftliche Stellung kämpften. Der Tag hat seine Wurzeln in den sozialistischen Bewegungen des frühen 20. Jahrhunderts, insbesondere in den USA und Europa. 1910 schlug die deutsche Sozialistin Clara Zetkin auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz die Einführung eines internationalen Frauentags vor, um die Rechte von Frauen zu stärken und auf ihre Forderungen aufmerksam zu machen.
Der Internationale Frauentag wird jedes Jahr am 8. März gefeiert und ist ein bedeutsamer Anlass, der die Errungenschaften, Herausforderungen und die fortwährende Bedeutung der Gleichstellung der Geschlechter weltweit würdigt.