So könnte das neue Stadion an der Maastrichter Straße aussehen. Das vom Planungsbüro AS + P erstellte Modell zeigt ein Basisstadion mit einer Kapazität von 7.500 Plätzen. (Entwurf: AS + P)

Oldenburg. Der Ball liegt – bildlich gesprochen – auf dem Elfmeterpunkt. Jetzt muss der Stadtrat ihn nur noch verwandeln, wenn am 15. April der finale Beschluss zum Bau eines neuen Fußballstadions in Oldenburg ansteht. „Es geht um die Frage: Ja oder nein? Wollen wir ein neues Stadion, das dem Profifußball eine Zukunft in Oldenburg ermöglicht, oder nicht“, verdeutlicht Oberbürgermeister Jürgen Krogmann. Um eine Antwort darauf zu finden, können die Ratsmitglieder auf umfangreiche Entscheidungsgrundlagen zurückgreifen: Eine vertiefende Funktionalplanung, Investitionskostenberechnungen plus Businessplanung, ein Nutzungs- und Betriebskonzept, ein Entwässerungskonzept, Analysen mit Blick auf Nachhaltigkeit und Klimaneutralität sowie Zwischenberichte mit belastbaren Ergebnissen zur Verkehrsplanung und zur Lärmbelastung liegen nun vor. Zusammenfassend steht für Krogmann fest: „Die alte Spielstätte am Marschweg bietet keine Entwicklungsmöglichkeit. Ein Stadion-Neubau an der Maastrichter Straße hingegen ist machbar, alle Problemstellungen, auch die Finanzierung, sind lösbar.“ Für den Oberbürgermeister ist „jetzt die Gelegenheit, die seit 30 Jahren währende Stadion-Diskussion zu beenden und ein neues Kapitel Oldenburger Sportgeschichte aufzuschlagen“.  

Kapazität: Mindestens 7.500, höchstens 15.000 Plätze
Krogmann empfiehlt dem Rat, der Errichtung eines Stadions an der Maastrichter Straße mit mindestens 7.500 Plätzen und einer Ausbaureserve auf bis zu 15.000 Plätze zuzustimmen. Für die Realisierung des Projekts soll eine neue GmbH & Co. KG gegründet werden, die mit dem Bau und dem anschließenden Betrieb des Stadions beauftragt wird. Auch die Fortsetzung des schon eingeleiteten Bauleitplanverfahrens soll beschlossen werden.

Was kostet das Stadion?
Die Funktionalplanung hat das Planungsbüro AS + P Albert Speer + Partner (Frankfurt) erstellt. Darin sind Grundkonzeptionen für die Kapazitätsvarianten 7.500 und 10.000 Plätze sowie für eine perspektivische Erweiterung auf 15.000 Plätze enthalten. Die Investitionskosten wurden auf der Basis dieser Funktionalplanung sowie der weiteren Untersuchungen vom Institut für Sportstättenberatung (IFS) aus Euskirchen berechnet. Für die 7.500-er-Stadionvariante – Mindestgröße für die 3. Liga sind 5.001 Plätze – kalkuliert IFS mit Kosten von 45,5 Millionen Euro. Diesem Betrag wurde für einen angenommenen Baustart im zweiten oder dritten Quartal 2025 noch eine Baukostensteigerung von 3,5 Prozent hinzugerechnet, so dass sich die Gesamtkosten auf 47,1 Millionen Euro erhöhen könnten. Die Differenz zu den Kalkulationen aus den Jahren 2017 und 2022 (rund 34 Millionen Euro) ist neben Kostensteigerungseffekten auf Ausgaben für Lärmschutz, Entwässerung, Erschließung, Verkehrsanlagen und Photovoltaik-Nutzung sowie auf Mehrkosten für die nötige Sondergründung zurückzuführen.

Wie hoch ist der jährliche Zuschussbedarf?
Der jährliche Zuschussbetrag für das 7.500 Zuschauer fassende Stadion in einem Spielbetrieb in der 3. Liga wird nach den IFS-Berechnungen – je nach Zinsszenario (zwischen 2,5 und 3,5 Prozent) – zwischen 1,68 Millionen und 1,9 Millionen Euro liegen. In der viertklassigen Regionalliga würde der Zuschussbedarf – je nach Zinsniveau – rund 2 bis 2,2 Millionen Euro betragen.

Nutzungs- und Betriebskonzept zeigt Potenzial
Bereits im Dezember 2023 vorgestellt worden war das Nutzungs- und Betriebskonzept, das die Hamburger Beratungsgesellschaft C/SIGHT in Kooperation mit dem Planungs- und Beratungsunternehmen Drees & Sommer erarbeitet hat. Darin wird aufgezeigt, welche Veranstaltungen, Events und weitere Nutzungen neben dem Fußball möglich sind, um das Stadion auszulasten und wirtschaftliche Potenziale zu heben.

Verkehr: Grünes Licht
Grünes Licht für den Stadion-Neubau gibt der von der Firma SHP Ingenieure (Hannover) vorgelegte Zwischenbericht zum Verkehrsgutachten. Die Ergebnisse bestätigen im Wesentlichen die Annahmen der Verkehrsuntersuchung aus dem Jahr 2017. Danach sind bauliche Maßnahmen nicht beziehungsweise nur in der größten Ausbauvariante (15.000 Plätze) erforderlich. Empfohlen werden verkehrslenkende Maßnahmen wie Lichtsignalanlagen, Lichtsignalsteuerung und dynamische Verkehrsinformationstafeln. Die Kostenschätzung von SHP beläuft sich auf 450.000 Euro und ist in der Investitionskostenberechnung berücksichtigt.

Lärm: Richtwerte werden eingehalten
Das gilt auch für bauliche Maßnahmen, die dem Schallschutz in den Stadionvarianten 7.500 und 10.000 Plätze dienen. Aus dem Gutachten des Büros Kohnen, Berater und Ingenieure (Freinsheim) geht hervor, dass die Immissionsrichtwerte und zulässigen Werte für Spitzenpegel nach der Bundesimmissionsschutzverordnung am Tag (6 bis 22 Uhr) eingehalten werden. Daher ist der Regelspielbetrieb der 3. Liga ohne Einschränkungen möglich. Dies gilt sowohl für ein Basisstadion mit 7.500 Plätzen als auch für die Ausbaustufe mit 10.000 Plätzen. Selbst bei einem Perspektivstadion mit 15.000 Plätzen wird es durch technisch umsetzbare Schallschutzmaßnahmen möglich sein, Immissionsrichtwerte und Spitzenpegelwerte für die Zeit zwischen 6 und 22 Uhr einzuhalten.

Entwässerung: Rückhaltemaßnahmen empfohlen
Auch die Entwässerungsproblematik steht einem Stadionbau nicht entgegen. Das Planungsbüro Hahm (pbh) aus Osnabrück empfiehlt, das für das Projekt ermittelte Retentionsvolumen von 3.250 Kubikmetern über eine Vergrößerung des vorhandenen Regenrückhaltebeckens an der Maastrichter Straße abzubilden. Die Kosten in Höhe von 847.000 Euro für Rückhaltemaßnahmen sind in der Investitionskostenberechnung enthalten.

Klimaneutraler Betrieb möglich
Das Büro Happold (Berlin) hat den Jahresenergiebedarf eines neuen Stadions auf rund 950 Megawattstunden (MWh) beziffert. Die Fachleute haben alle sinnvoll möglichen nachhaltigen und auf Klimaneutralität ausgerichteten Maßnahmen untersucht. Im Ergebnis wird festgestellt, dass ein bilanziell klimaneutraler Betrieb des Stadions unter Verwendung von Ökostrom bereits ab der Inbetriebnahme möglich ist.   

Wie geht es weiter?
Die am Montag, 15. April, stattfindende Ratssitzung wird wegen des zu erwartenden hohen Publikumsinteresses vom Kulturzentrum PFL in die Kongresshalle der Weser-Ems-Hallen verlegt. Beginn ist um 18 Uhr. Eine öffentliche Informationsveranstaltung ist für Mittwoch, 10. April, ab 19.30 Uhr in der BBS 3 (Maastrichter Straße 27) geplant. Die Beratungsfolge in den Fachausschüssen ist wie folgt vorgesehen: am Dienstag, 2. April, tagen der Ausschuss für Finanzen und Beteiligungen und der Sportausschuss gemeinsam (voraussichtlich im PFL). Am 3. April schließt sich der Verkehrsausschuss an, am 8. April ist der Ausschuss für Wirtschaftsförderung an der Reihe. Am Donnerstag, 11. April, beschließen der Ausschuss für Stadtplanung und Bauen und der Ausschuss für Stadtgrün, Umwelt und Klima in einer gemeinsamen Sitzung den Beratungsreigen zum Stadion-Neubau. Die öffentlichen Sitzungen beginnen jeweils um 17 Uhr.

Alle Ausschusssitzungen mit dem Stadionbau-Thema sollen im Livestream auf dem YouTube-Kanal der Stadt Oldenburg übertragen werden. Die Ratssitzung zeigt wie gehabt der Lokalsender Oeins in seinem Programm. Auch die Informationsveranstaltung für Bürgerinnen und Bürger soll von Oeins übertragen werden.   

Unterlagen auf www.oldenburg.de
Die Gutachten, Untersuchungen und Konzepte sowie Hintergründe sind online unter www.oldenburg.de/stadion-neubau » zu finden.