Bernhard Hoetger: Fécondité, 1904, Paula Modersohn-Becker Museum, Bremen (1. Fassung, Goldbronze, Höhe 46 cm). (Foto: Jürgen Nogai)
Bremen. 1927 als weltweit erstes Museum für eine Malerin von dem Architekten, Bildhauer, Grafiker, Kunsthandwerker und Maler Bernhard Hoetger (1874 – 1949) entworfen, beherbergt das Paula Modersohn-Becker Museum auch ein Großteil des Œuvres dieses Künstlers selbst.
Zu seinem 150. Geburtstag, am 4. Mai, ist es der Museen Böttcherstraße Stiftungs-GmbH – als Trägerin des Museums – dank der großzügigen Unterstützung durch die Kulturstiftung der Länder, der Waldemar Koch Stiftung sowie privater Förderer, gelungen, den Bestand der Sammlung Bernhard Hoetger um ein bedeutendes Werk zu erweitern.
„Die neu erworbenen Plastik Fécondité zählt zu den wichtigsten Werken Hoetgers aus seiner Pariser Zeit! Sie markiert den Übergang von seiner frühen impressionistischen zur zweiten monumentalen Schaffensphase, welche durch eine beruhigtere, geschlossenere Form gekennzeichnet ist“ weiß Dr. Frank Schmidt, Direktor des Museums. „Durch das großzügige Engagement der Sponsoren konnte diese bedeutende Bronze für unsere Sammlung gesichert und so für die Allgemeinheit zugänglich gemacht werden“ dankt Dr. Schmidt den Förderern des Ankaufs.
Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder, ist überzeugt: „Aus kunsthistorischer Sicht kann es für Bernhard Hoetgers „Fécondité“, die für die weitere Entwicklung der modernen Bildhauerei in Deutschland wegweisend war, wohl kaum eine passendere Institution geben als die Museen Böttcherstraße. Ich freue mich sehr, dass das Werk mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder in dem von dem Künstler selbst erbauten Paula Modersohn-Becker Museum nun sein dauerhaftes Zuhause findet.“
Der 1874 in Dortmund-Hörde geborene Bernhard Hoetger absolvierte zunächst eine Lehre als Steinmetz und Holzbildhauer, ehe er 1898 in die Düsseldorfer Akademie eintrat. Nach seinem Abschluss der Bildhauer-Meisterklasse reiste Hoetger 1900 in die Kunstmetropole Paris und konnte dort bald mit seinen Skulpturen Erfolge feiern.
Sein frühes Werk der Pariser Zeit stand zunächst noch ganz unter dem Einfluss der impressionistischen Bildhauerei Auguste Rodins sowie des Jugendstils.
Während eines Bretagneaufenthalts, um 1903/04, fertigte er eine Reihe kleinerer, expressiver Skulpturen, die eine neue Schaffensphase einleiteten und zu der 1904 im Salon d’Automne präsentierten 46 cm hohen Büste Fécondité hinführten: Die plastisch durchgearbeitete Oberflächenstruktur und das bewegte Haltungsmotiv dieser Bronze suggerieren eine Momenthaftigkeit, die im Gesamteindruck und der allegorischen Benennung der Figur als ‚Fruchtbarkeit‘ wieder zurückgenommen wird.
Ein Guss der Fécondité, der sich ursprünglich im Besitz des Museumsgründers Ludwig Roselius (1874–1943) befand, ist nicht in den späteren Museumsbestand übergegangen. Die daraus resultierende inhaltliche wie qualitative Lücke konnte mit dem Ankauf dieser Büste nun endlich geschlossen werden.
Bei der neu erworbenen Goldbronze handelt es sich um die erste Fassung des Werkes, von der nur zwei Exemplare bekannt sind. Sie unterscheidet sich leicht von der späteren, zweiten Fassung, von der es insgesamt 27 Exemplare gibt.
Das Paula Modersohn-Becker Museum Bremen beherbergt die größte und bedeutendste Sammlung des Künstlers Bernhard Hoetger, die mit dem Erwerb der Fécondité um eine herausragende Plastik bereichert wird, welche laut Dr. Schmidt „einmal mehr den Stellenwert Hoetgers in der Pariser Kunstszene zu Beginn des 20. Jahrhunderts unterstreicht“.