Gaben Auskunft zur Altersfreundlichkeit in Oldenburg: Prof. Kathrin Börner und Adele Grenz von der Universität Oldenburg sowie Sozialdezernentin Dagmar Sachse und Susanne Jungkunz (Strategische Sozialplanung). (Foto: Stadt Oldenburg)

Oldenburg. Wie zufrieden sind ältere Menschen an ihrem jeweiligen Lebensort in Deutschland? Gibt es genügend Aktivitäten und Veranstaltungen in meinem Viertel? Gibt es Barrieren im Alltag? Werde ich wegen meines Alters benachteiligt? Diesen und weiteren Fragen ist der in Oldenburg neu entwickelte deutschsprachige Fragebogen zu altersfreundlichen Städten nachgegangen. Die Oldenburger Ergebnisse wurden am heutigen Dienstag, 1. Oktober, bei einer Pressekonferenz und einer öffentlichen Veranstaltung im Schlauen Haus für interessierte Bürgerinnen und Bürger vorgestellt.

Zu den Hintergründen der Umfrage und den Ergebnissen äußerten sich Sozialdezernentin Dagmar Sachse sowie die Projektleiterinnen der Stadtverwaltung, Susanne Jungkunz, und der Universität Oldenburg, Prof. Dr. Kathrin Boerner und Adele Grenz. Im zweiten Teil waren Vertreterinnen und Vertreter aus Stadtgesellschaft und Fachöffentlichkeit gefragt, die Ergebnisse einzuordnen. Dabei standen Fragen von altersgerechtem Wohnen oder barrierefreier Mobilität, aber auch Hilfen in Notlagen, Unterstützung Angehöriger oder die ärztliche Versorgung im Mittelpunkt.

Was war das Ziel des Fragebogens?
Der Anteil der älteren Bevölkerung in deutschen Städten und Gemeinden wächst mehr und mehr. Der demografische Wandel hat Auswirkungen auf nahezu alle Lebensbereiche, aber auch auf die kommunalen Angebote der Daseinsvorsorge. Ob Wohnen, soziale Einbindung, Barrierefreiheit, Mobilität, Pflege und Gesundheit oder soziale Sicherung – es gilt, sich gemeinsam auf gute Lösungen zu verständigen. Ob diese die Selbstbestimmung und Teilhabe der älteren Bevölkerung stärken, will der Fragebogen zukünftig regelmäßig auswerten. Im Juli wurden erstmals 2.000 Oldenburger Bürgerinnen und Bürger im Alter von 65 Jahren und älter angeschrieben, ermittelt aus einer Zufallsstichprobe. Die Resonanz war überwältigend: Über 900 Personen haben den Fragebogen beantwortet. Seit Ende September 2024 steht der Fragebogen zum Download für interessierte Kommunen zur Verfügung.

Wie altersfreundlich ist Oldenburg?
Oldenburg schneidet bei der Altersfreundlichkeit insgesamt recht gut ab. Als einer von neun Bereichen wird besonders das „Wohnen“ positiv bewertet. In den anderen acht Bereichen, etwa beim Thema „Kommunale Unterstützung und Gesundheitsversorgung“ oder beim Thema „Soziale Teilhabe“ zeigen sich die Menschen in Oldenburg teilweise zufrieden. Auch hat die Erhebung ergeben, dass die Zufriedenheit der Älteren davon abhängt, in welchem Teil der Stadt die Befragten wohnen. Ein besonders auffälliger Unterschied besteht zwischen dem Postleitzahlengebiet 26131 (Eversten), wo die Altersfreundlichkeit positiver bewertet wird, und dem Postleitzahlengebiet 26135 (Osternburg, Drielake, Tweelbäke, Krusenbusch), wo die Ergebnisse schlechter ausfallen.

Weiterhin finden sich zahlreiche Unterschiede basierend auf Bildungsgrad, Alter und anderen demografischen Kriterien. Tendenziell zufriedener sind beispielsweise Männer, Personen mit höherem Bildungsgrad, Personen, die in einem Eigenheim leben und solche, die mit anderen zusammen wohnen. Dies gilt überwiegend auch für die Gruppe älterer Menschen unter 80 Jahren, deren Zufriedenheit höher ausfällt, als die der Menschen über 80 Jahren.

Alle Ergebnisse werden in den kommenden Monaten in einem Abschlussbericht des Projekts zusammengefasst, der dann im Internet zu finden sein wird. Für die nähere Zukunft plant die Universität auf Basis des Fragebogens zum einen vertiefende Forschungen in Oldenburg, zum anderen vergleichende Forschung im Hinblick auf Städte ähnlicher Größenordnung in Deutschland und im Ausland.

Was sagen die Verantwortlichen?
„Die benannten Themen sind nicht überraschend – und doch für uns ein Appell, in Fragen der Altersfreundlichkeit Oldenburgs nicht nachzulassen“, stellt Sozialdezernentin Dagmar Sachse klar. „Gerade, weil die Situation zukünftig nicht einfacher wird. Ich bin froh, dass wir bereits die richtigen Weichen gestellt haben. Jetzt gilt es, die Hinweise der älteren Bevölkerung ernst zu nehmen – also noch besser hinhören, noch verständlicher kommunizieren und noch intensiver mit unseren Partnern in Wohlfahrt, Politik und ganz besonders den ehrenamtlich Engagierten in der Stadtgesellschaft zusammenarbeiten. Eine erste Gelegenheit bietet sich, wenn wir demnächst die neuen Schwerpunktsetzungen für unsere seniorenpolitischen Aktivitäten vorstellen.“

„Jede Stadt und Kommune muss sich mit dem demografischen Wandel und seinen Auswirkungen auseinandersetzen, denn es gilt, die Daseinsvorsorge für die ältere Bevölkerung nachhaltig abzusichern“, unterstreicht Susanne Jungkunz von der Strategischen Sozialplanung, die das Projekt bei der Stadt koordiniert. „Passend zum 1. Oktober, dem internationalen Tag der älteren Menschen, bekommen wir mit Hilfe der Befragung einen repräsentativen und differenzierten Einblick in die aktuelle Lebenssituation der Älteren in Oldenburg. Die Ergebnisse sind in vielen Bereichen gut bis sehr gut. Doch wir haben auch einiges ins Pflichtenheft geschrieben bekommen. Wir werden dies nun in die betroffenen Arbeitsbereiche der Verwaltung einbringen, aber auch in die externen Netzwerke, zum Beispiel das Bündnis Pflege oder das Bündnis Wohnen.“

„Das Projekt ermöglicht es uns, die Zufriedenheit älterer Menschen in ihrer Stadt oder Gemeinde umfassend zu verstehen und gezielt Verbesserungen anzustoßen. Mit dem übersetzten Fragebogen schaffen wir für den deutschsprachigen Raum ein wichtiges Instrument, um Altersfreundlichkeit in Städten und Gemeinden zu messen, Vergleichsmöglichkeiten zu schaffen und Städte altersgerecht zu gestalten“, erklärt Professorin Kathrin Boerner vom Department für Versorgungsforschung der Universität Oldenburg. „Es ist unser Ziel, durch die Befragung herauszufinden, welche Bereiche gut funktionieren und wo konkrete Veränderungen notwendig sind. Damit können wir nicht nur in Oldenburg, sondern auch in anderen deutschen Städten dazu beitragen, dass die Bedürfnisse älterer Menschen besser berücksichtigt und altersgerechte Lösungen vorangetrieben werden.“

„Die rege Beteiligung der älteren Generation in Oldenburg war überwältigend und hat verdeutlicht, wie wichtig das Thema Altersfreundlichkeit für viele Menschen ist“, sagt Adele Grenz, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Oldenburg und Koordinatorin der Befragung. „Mit den über 900 Rückmeldungen haben wir eine wertvolle Datenbasis, die es uns erlaubt, die Bewertung der Altersfreundlichkeit von Oldenburg und die unterschiedlichen Bedarfe der älteren Bevölkerung im Detail zu erfassen. Diese Ergebnisse werden uns helfen, die kommunale Planung zu unterstützen und weitere wissenschaftliche Fragen zu diesem wichtigen Thema zu erforschen.“

Wie ist das Projekt entstanden?
Der Fragebogen basiert auf wegweisenden Leitlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und einem Fragebogen, der ursprünglich an der Fachhochschule Den Haag in den Niederlanden entwickelt wurde. Er wird mittlerweile in über 15 Ländern zur Einschätzung und Verbesserung der Altersfreundlichkeit von Städten verwendet. Eine deutsche Version gab es bisher allerdings noch nicht: Entwickelt wurde diese erst im Rahmen eines Gemeinschaftsprojekts der Hochschule Den Haag, der Universität Oldenburg und der Stadt Oldenburg. Das Vorhaben ist zudem Bestandteil eines Arbeitspaketes im Rahmen der neuen Kooperationsvereinbarung zwischen Universität und Stadt Oldenburg, die am 29. November 2023 beschlossen wurde. Neben der Wirkung innerhalb Oldenburgs können über das aktuelle Projekt hinaus auch deutschlandweit und international vergleichende Studien angestellt werden.

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