Der Berliner Schriftsteller Marko Martin liest in Jever aus seinem Buch. (Foto: pr)
Jever. Anlass für die Lesung mit dem Berliner Schriftsteller Marko Martin ist der Holocaust-Gedenktag am 27. Januar: vor genau 80 Jahren, am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz von Soldaten der Roten Armee befreit. Auf Einladung von Bündnis 90 / Die Grünen in Friesland liest Marko Martin aus seinem Buch „…und es geschieht jetzt – jüdisches Leben nach dem 7.Oktober“ am Freitag, den 31.Januar 2025 um 19 Uhr im Anton-Günther-Saal in Jever, Kirchplatz 11.
Der Anschlag am 7. Oktober 2023 in Israel war eine Terrorakt, dessen politische, soziale und psychologische Ausmaße noch immer nicht abzusehen sind. Marko Martin beschreibt in seinem Buch, was im Jahr danach geschah. Auf der einen Seite die sich polarisierende Öffentlichkeit mit Relativierungen und Rechtfertigungen. Auf den anderen Jüdinnen und Juden in Deutschland, in Israel und vielen anderen Ländern, in deren täglichem Leben nichts mehr ist wie vorher. Die furchtbaren Bilder und das erlittene Leid, der Verlust von Freunden und Verwandten, die Angst auf der Straße hier in Deutschland, und immer wieder Frage: Was können wir tun – jetzt?
Das Jahr nach dem 7. Oktober führt in viele Abgründe. Jüdinnen und Juden machen vielerorts immer wieder und verstärkt die Ur-Erfahrung der Schutzlosigkeit, besonders nach den Bildern und der Konfrontation mit jubelnden Islamisten in deutschen Großstädten. In Israel haben Massenmord und Massaker der Hamas tiefe Wunden gerissen. Kindergärten, Bibliotheken, Kibuzzim waren plötzlich Orte des Terrors und der Vernichtung, und das Schicksal vieler Geiseln ist nach wie vor ungeklärt. Dazu die fortlaufenden Angriffe auf Gaza sowie die Ausweitung der kriegerischen Gewalt gegen Israel und insgesamt im Nahen Osten, und eine Regierung, gegen die Hunderttausende Israelis protestieren. Und immer diese Frage: Wie können wir miteinander weiterleben? Die eine Lösung gibt es nicht, das macht Marko Martin deutlich, aber doch viele Möglichkeiten erster Hilfe. Martin hat sie gesucht, gesammelt und auf bewegende Weise zusammengeführt.
Die Grünen erhoffen sich von der Lesung und der anschließenden Diskussion einen Gesprächsauftakt über das laute Schweigen der Zivilgesellschaft und von Christen und Christinnen, Jüdinnen und Juden und Menschen anderer Religionen, das dem friedlichen Zusammenleben auch in dieser Region eine Perspektive gibt und das Existenzrecht Israels herausstellt.
Bundesweite Schlagzeilen machte Marko Martin zuletzt im November 2024, als er in seiner Rede auf der Gedenkveranstaltung zum 35. Jahrestag des Mauerfalls im Schloss Bellevue in Anwesenheit von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Russland-Politik des früheren Außenministers Steinmeier anprangerte. Marko Martin hat dabei den Mauerfall in einem größeren Kontext ausgeleuchtet und an der seitherigen deutschen Außenpolitik gegenüber Russland kein gutes Haar gelassen, weil diese trotz deutlicher Warnungen anderer Länder die Kriegsgefahr durch Wladimir Putin nicht wahrhaben wollte.
Der in Sachsen geborene 54jährige Marko Martin erhielt aus politischen Gründen in der DDR Hochschulverbot und übersiedelte im Mai 1985 in die Bundesrepublik. Er arbeitet heute als Autor und Journalist in Berlin. Neben einem Essayband zur israelischen Literatur und einer Tel-Aviv-Hommage erschienen seine Bücher „Schlafende Hunde“, „Die Nacht von San Salvador“ sowie der Essayband „Dissidentisches Denken“. Mit „Das Haus in Habana: Ein Rapport“ stand er auf der Shortlist des Essayistik Preises der Leipziger Buchmesse. Außerdem erschienen 2020 „Die verdrängte Zeit“ und ein Jahr später „Die letzten Tage von Hongkong“.
Termin für die Lesung: Freitag, der 31.Januar 2025, 19 Uhr im Anton-Günther-Saal des Rathauses in Jever, Kirchplatz 11. Der Eintritt ist frei.
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