Schulleiter Michael Ringelberg, Schulsprecherin Jana, Bürgermeister Matthias Huber, Albrecht Weinberg, Lehrer der IGS Benjamin Surberg, und Schulsprecher Frerk (v.l.) setzen sich dafür ein, dass die Erinnerung bleibt. (Foto: pr)
Apen. Holocaust. Der Völkermord von 1941 – 1945 ist vielen in Erinnerung geblieben. In dieser schrecklichen Zeit verloren mehr als 6 Millionen europäische Juden ihr Leben. Norbert Zwingmann hat gemeinsam mit der KVHS Ammerland in diesem Jahr erneut eine Veranstaltung zum Gedenken an die Opfer organisiert und Bürgermeister Matthias Huber übernahm gerne wieder die Schirmherrschaft. Die Bundestagsabgeordneten Dennis Rohde und Stephan Albani, die Landtagsabgeordneten Jens Nacke und Björn Meyer und einige Ratsmitgliedern des Gemeinderates nahmen ebenfalls an der Gedenkveranstaltung teil. Auch viele Schülerinnen und Schüler der neunten und zehnten Klassen der IGS Augustfehn zeigten ihre Anteilnahme.
Die über 150 Gäste haben gebannt den Erzählungen von Albrecht Weinberg, 99 Jahre, gebürtig aus Rhauderfehn, nun lebend in Leer, zuhören dürfen. Albrecht Weinberg ist ein Zeitzeuge des Holocaust und hat die NS-Zeit als Kind und junger Erwachsener, jüdischen Glaubens, erleben müssen. Den wachsenden Antisemitismus und die Schrecken dieser Zeit brachte er dem Publikum nahe. Er erzählte aus seiner Kindheit, davon, wie seine Nachbarn und Freunde sich plötzlich von ihm und seiner Familie abwandten, wie ihnen verboten wurde öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen und wie ihnen weniger Lebensmittelkarten ausgeteilt wurden. Er erinnerte sich daran, dass er seine Schule nicht mehr besuchen durfte und wie er sein Zuhause verlassen und nach Leer zu seiner Tante umziehen musste, denn dort gab es noch eine jüdische Schule.
Besonders in Erinnerung blieb ihm ein Erlebnis aus seiner Kindheit – Es war Winter, er war sechs oder sieben Jahre alt und brach im Eis ein. Seine ehemaligen Klassenkameraden und Freunde standen am See, lachten und sangen auf Plattdeutsch (hier in Hochdeutsch) „Sitz ein Jude im Kanal, wenn er ertrinkt, wir helfen ihm nicht“.
Als junger Erwachsener erlebte Albrecht Weinberg die grauenvolle Zeit im Konzentrationslager (KZ). Er war u.a. im KZ Auschwitz und im KZ Bergen-Belsen. Er erzählte, dass er kein lebender Mensch mehr war, alles was zählte, war das Überleben. Er hat nicht mehr an seine Eltern oder seine Geschwister gedacht und auch dem Leid und Tod seiner Mithäftlinge konnte er keine Beachtung mehr schenken. Er war nur darauf bedacht, den nächsten Tag zu erleben, ein kleines Stück Brot zu bekommen und den Kapos nicht aufzufallen. Albrecht Weinberg hat Todesmärsche ertragen und viele Grausamkeiten im Namen des Deutschen Volkes erleben müssen. Durch Zufall hat er im KZ seinen Bruder Dieter wieder getroffen und nur dieses Wiedersehen hat ihm am Leben gehalten.
Trotz der vielen schlimmen Erlebnisse hat Albrecht Weinberg den Anwesenden der Veranstaltung mit Humor und Freundlichkeit die Gewissheit auf eine gute Zukunft gegeben. Ihm ist es wichtig, dass weiter von dieser Zeit und den Geschehnissen erzählt wird. „Irgendwann wird es keine Zeitzeugen mehr geben, aber die Erinnerung muss bleiben. Also erzählt euren Kindern und Enkelkindern von dieser Zeit.“ erklärt er. Und genau aus diesem Grund besucht er oft Schulen und verschiedene Veranstaltungen um die Erinnerungen am Leben zu halten und insbesondere jungen Menschen diese schweren Zeiten näherzubringen.
Besonders beeindruckt von der Begegnung mit dem Holocaust-Überlebenden waren die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Rhauderfehn. Der Schulvorstand hat auf Initiative der Schülervertretung im Jahr 2020 den Namen „Albrecht Weinberg Gymnasium Rhauderfehn“ für ihre Schule beantragt. Der Kreistag des Landkreises Leer hat zugestimmt und seitdem trägt die Schule den Namen des Überlebenden. Eine große Ehre für Albrecht Weinberg.
Gemeinsam mit seiner guten Freundin und WG Partnerin Gerda Dänekas und mit Nicolas Büchse, dem Autor seines Buches „Damit die Erinnerung nicht verblasst, wie die Nummer auf meinem Arm“, wurde dieser Besuch ein beeindruckendes Erlebnis. Neben den Erzählungen von Albrecht Weinberg, lasen Gerda Dänekas und Nicolas Büchse Passagen aus dem Buch vor und unterstrichen damit die Erzählungen.
Die Schulsprecher der IGS Augustfehn Julia und Frerk sprachen ihren großen Respekt vor dem, was Albrecht Weinberg erlebt hat, aus. „Es ist unsere Generation, die dafür eintreten muss, dass sich eine solche Situation nicht wiederholt. Für uns sind diese Geschehnisse nicht nachvollziehbar, aber es darf nicht vergessen werden und es liegt an uns, dass so etwas nicht wieder passiert.“ erklärten diese.
Und auch Bürgermeister Matthias Huber zeigte sich tief berührt. „Diese Gedenkstunde bleibt mir ewig in Erinnerung und es war mir eine Ehre für diese Gedenkstunde und die Lesung die Schirmherrschaft übernommen zu haben.“, erklärt er. „Wir gedenken mit großen Respekt und Anerkennung an Herrn Weinberg, seine Familie, seinen Bruder, seine Schwester, seine Eltern und an sein Volk, welches Verfolgung und Tod erleiden musste.“
Ergriffen und mit standing Ovations verabschiedeten die Gäste den 99-jährigen Albrecht Weinberg, der sich noch in das Gästebuch der Gemeinde Apen eintragen durfte.
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