Lebendige Innenstadt: Sehr positiv wird in Oldenburg unter anderem das gastronomische Angebot beurteilt. Das Foto zeigt den Rathausmarkt. (Foto: Mittwollen und Gradetchliev)
Oldenburg. Wie sieht die Zukunft der deutschen Innenstädte aus, und was wünschen sich Innenstadt-Besucherinnen und Besucher von ihren Stadtzentren? Diese Fragen liegen der bundesweiten Untersuchung „Vitale Innenstädte 2024“ zugrunde, die das IFH KÖLN im Herbst 2024 bereits zum sechsten Mal durchgeführt hat. In 107 deutschen Städten aller Größen und Regionen – darunter zum ersten Mal auch in Oldenburg – wurden Passantinnen und Passanten zu ihren Einkaufsgewohnheiten und der Attraktivität der Innenstadt befragt. Die Datenerhebung erfolgte anhand eines einheitlichen Fragebogens. Insgesamt sind so rund 68.500 Interviews zusammengekommen. Die Untersuchung liefert sowohl allgemeine Ergebnisse zur Attraktivität von Innenstädten und den Ansprüchen der Innenstadt-Besuchenden an die Stadtzentren der Zukunft als auch spezifische Erkenntnisse zu einzelnen deutschen Städten aller Größen und Regionen.
Insgesamt 803 Befragte nahmen in Oldenburg teil
In Oldenburg haben insgesamt 803 Personen, die die Innenstadt besucht haben, im Befragungszeitraum zwischen Ende September und Oktober 2024 an der Untersuchung teilgenommen. Die meisten davon waren weiblich (60,5 Prozent). 39,5 Prozent waren männlich. Mehr als dreiviertel der Befragten waren Oldenburgerinnen und Oldenburger (77,2 Prozent). 22,8 Prozent kamen von außerhalb. Das Einzugsgebiet im Befragungszeitraum reicht dabei von Varel bis Dinklage und Twistringen sowie Barßel, Friesoythe bis Schwanewede und Bremen.
Ergebnisse können sich sehen lassen
Die Teilnehmenden wurden unter anderem befragt, wie wahrscheinlich es ist, dass sie die Oldenburger Innenstadt im Freundes- oder Bekanntenkreis weiterempfehlen würden. Oldenburg erreicht hier im so genannten „Net Promoter Score“ (NPS) einen positiven Wert von 9,0 Prozent. Das Durchschnittsergebnis der Städte in der Kategorie mit 100.000 bis 200.000 Einwohnenden liegt bei einem negativen NPS-Wert von -11,6 Prozent. Sehr positiv werden in Oldenburg die Bereiche Fahrradfreundlichkeit, Fußgängerfreundlichkeit, Erreichbarkeit per ÖPNV, Gastronomie, Kultur, Dienstleistungen, Lebendigkeit und Sehenswürdigkeiten beurteilt. Sie erhalten die Schulnote eins bis zwei. Mit der Schulnote drei werden unter anderem Gebäude und Fassaden, Wege, Sitzmöglichkeiten, Grünflächen, Sauberkeit, Sicherheit sowie Autofreundlichkeit und Parkmöglichkeiten bewertet.
Die Bewertung der Parkmöglichkeiten in Oldenburg entspricht dabei dem Ortsgrößendurchschnitt in der Kategorie der Städte mit 100.000 bis 200.000 Einwohnenden, die Fahrradfreundlichkeit liegt deutlich über dem Schnitt. Die Bewertung der Attraktivität der Oldenburger Innenstadt entspricht mit der Note 2,7 genau dem Ortsgrößendurchschnitt.
Beim Einzelhandelsangebot haben die Befragten die Bereiche Uhren und Schmuck, Wohnen und Dekorieren, Bücher, Körperpflege und Lebensmittel mit der Schulnote eins bis zwei bewertet. Die Bereiche Bekleidung, Schuhe und Lederwaren, Unterhaltungselektronik, Büro, Hobby und Basteln erhielten die Schulnote drei.
Befragte geben in Oldenburg mehr Geld aus als in vergleichbaren Städten und bleiben länger
Die Hauptziele der Besucherinnen und Besucher sind Einkaufen und Besuche der Gastronomie, nur etwa ein Drittel der Befragten gibt an, weniger die Innenstadt zu besuchen, da vermehrt online eingekauft wird. 22,3 Prozent der Befragten geben an, gar nicht online einzukaufen. Die Besucherinnen und Besucher der Oldenburger Innenstadt planen in größerer Zahl mehr Geschäfte zu besuchen als im Ortsgrößendurchschnitt. In Oldenburg gaben 26,8 Prozent an, sie wollen sechs oder mehr Geschäfte besuchen. In den mit Oldenburg vergleichbaren Städten waren dies 9,8 Prozent. Auch planen die Besucherinnen und Besucher in größerer Zahl eine längere Verweildauer in der City als im Ortsgrößenvergleich: 64,5 Prozent wollen mehr als zwei Stunden bleiben, während dies im Ortgrößendurchschnitt rund 20 Prozentpunkte weniger waren (43 Prozent).
Im Vergleich zum Ortsgrößendurchschnitt und im Gesamtdurchschnitt aller teilnehmenden Städte planen die Besucherinnen und Besucher der Oldenburger Innenstadt zudem mehr Geld auszugeben: In Oldenburg gaben 7,5 Prozent an, über 200 Euro auszugeben; 15,4 Prozent 100 bis 200 Euro. In den vergleichbaren Städten lag dieser Wert im Durchschnitt bei 6,4 Prozent beziehungsweise 12,5 Prozent, im Gesamtdurchschnitt bei 5,0 Prozent und 11,6 Prozent.
Wunsch nach Ausbaus des ÖPNV, aber auch Ausbau der Parkplätze ist gewünscht
Für eine Verbesserung des ÖPNV sprechen sich 24,4 Prozent der Befragten aus. 44,4 Prozent finden Verbesserungen sinnvoll, aber nicht dringend. Für den Ausbau von PKW-Parkmöglichkeiten sprechen sich 29,3 Prozent aus. Ein Prozentpunkt weniger, 28,3 Prozent, halten diese Maßnahme für sinnvoll, aber nicht dringend. Der Wunsch nach einer auto- beziehungsweise verkehrsärmeren Innenstadt ist nicht so ausgeprägt (14,3 Prozent) wie beispielsweise in anderen Städten der Ortsgröße (22,0 Prozent).
Der Handlungsbedarf für dringende Maßnahmen gegen leerstehende Läden und Brachflächen liegt in den mit Oldenburg vergleichbaren Städte fast 14 Prozentpunkte über dem Oldenburger Wert. Im Ortsgrößendurchschnitt sehen 53,5 Prozent dringenden Handlungsbedarf gegen Leerstände in ihren Innenstädten. In Oldenburg haben dies 39,7 Prozent artikuliert. 42,8 Prozent der Befragten finden Maßnahmen gegen leerstehende Läden und Brachflächen in Oldenburg zwar sinnvoll, aber nicht dringend.
39,9 Prozent der Befragten bewerten die Parkgebühren in Oldenburg im Vergleich zu anderen Großstädten als angemessen. 55,5 Prozent bewerten sie als zu hoch, 4,6 Prozent als zu niedrig. Befragte, die nicht aus Oldenburg kommen, bewerten die Parkgebühren dabei insgesamt häufiger als angemessen als die Oldenburgerinnen und Oldenburger.
Mit diesen Städten werden Oldenburgs Ergebnisse verglichen
Von den 107 teilnehmenden Städten lassen sich 16 der Ortsgröße nach in die Kategorie 100.000 bis 200.000 Einwohnende einordnen. Neben Oldenburg waren dies in Niedersachsen noch Hildesheim, Osnabrück und Wolfsburg. Bundesweit haben in dieser Kategorie Bergisch Glattbach, Gütersloh, Hanau, Heilbronn, Koblenz, Mühlheim/Ruhr, Paderborn, Potsdam, Reutlingen, Saarbrücken, Trier und Würzburg teilgenommen.
Vorstellung im Ausschuss
Es ist geplant, die Ergebnisse der Studie für Oldenburg am 3. März 2025 im Ausschuss für Wirtschaftsförderung, Digitalisierung und internationale Zusammenarbeit vorzustellen.
Zur Studie
Die Studie „Vitale Innenstädte“ wurde vom IFH KÖLN durchgeführt, das diese Untersuchung seit 2014 im zweijährigen Rhythmus durchführt. Das IFH KÖLN ist nach eigenen Angaben ein führendes Marktforschungs- und Beratungsunternehmen in Deutschland. Mit der Untersuchung „Vitale Innenstädte 2024“ nimmt das IFH KÖLN die lokale Standortattraktivität und das lokale Kaufverhalten im Rahmen einer groß angelegten Befragung von Passantinnen und Passanten in den Blick. 2024 wurde die Studie ergänzt um das Schwerpunktthema: Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung der Innenstädte aus Besuchersicht. Unterstützt wurde die Untersuchung von der Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland e. V. (bcsd), dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK), dem Handelsverband Deutschland (HDE) und dem Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB).
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