Kurzzeitig Pause, um die Saison einmal zu analysieren. (Foto: pr)

Oldenburg. Einmal die Null-Taste gedrückt und durchgestartet. Das wäre die vermutlich kürzeste Variante, um die abgelaufene Saison der EWE Baskets Oldenburg zu beschreiben. Ganz so einfach will es sich die Club-Führung in ihrer Rückschau auf die Spielzeit 2022/2023, an der noch viel mehr hängt als die rein sportliche Performance, jedoch nicht machen.

Mit ein wenig Abstand zur Viertelfinal-Serie gegen Ludwigsburg hat Hermann Schüller, geschäftsführender Gesellschafter, zusammen mit der sportlichen Leitung um Srdjan Klaric und Head Coach Pedro Calles eine Saison analysiert, die aus mehreren Gründen unter einem besonderen Stern stand: Initiierung einer neuen Club-Strategie, Aufbau eines neuen Teams unter einem neuen Trainer, gemeinsam mit dem Baskets4Life e.V. Intensivierung sozialer Projekte in der Nordwest-Region samt Planung eines Basketball-Campus und nicht zuletzt: Ausrichtung des TOP FOUR um den Deutschen Pokal.

„Das hört sich nach viel an. Und das ist es auch. Aber: Es hat sich gelohnt“, so Hermann Schüller. „Bei allen Themen, die wir zuletzt auf den Weg gebracht haben, sehen wir deutlich positive Entwicklungen. Wir betrachten alles in einem größeren Zusammenhang. Man kann das eine nicht vom anderen losgelöst sehen. Alles greift wie geplant ineinander. Die Marke EWE Baskets wird nicht nur aufgrund einer neuen sportlichen Euphorie, die Pedro mit seinem Team entfacht hat, positiv wahrgenommen. Dank der sozialen Projekte mit dem Basket4Life e.V. erreichen wir mehr Menschen und erschließen neue Zielgruppen.“

Das BBL-Team

Platz 4 in der easyCredit BBL nach der Hauptrunde und damit verbundenes Heimrecht. Allein damit war das Minimalziel (Erreichen der Playoffs) bereits übererfüllt für ein Team, das völlig neu zusammengestellt worden war und dem ein neuer Coach eine neue Spielphilosophie verpasst hatte. Die Finalteilnahme im TOP FOUR war nicht nur eine Zugabe sondern das Highlight in Oldenburgs Reset-Saison.

Auch wenn im Viertelfinale der BBL-Playoffs Endstation war und die Mannschaft gegen die MHP RIESEN Ludwigsburg mit 0:3 den Kürzeren zog, so bleibt festzuhalten: Sportlich läuft vieles nach einer schweren Vorsaison mit zwischenzeitlicher Abstiegsgefahr in die richtige Richtung und die EWE Baskets sind zurück im Kreise der Top-Teams in der Basketball-Bundesliga.

„Es ist klar zu erkennen: Dieses Team hat die Fans begeistert. Pedro hat der Mannschaft eine Identität verpasst, die mitreißend ist. Das TOP FOUR im Februar hat hierbei wie ein Turbolader der Begeisterung gewirkt. Das Team und die Fans sind spätestens da zu einer Einheit verschmolzen“, so Hermann Schüller.

Mit Blick auf die kommende Saison, in der die EWE Baskets wieder auf dem internationalen Parkett mitmischen wollen, müssen weitere Stellschrauben gesetzt werden. Denn: Die Analyse hat auch Schwachstellen aufgezeigt, die abgestellt werden sollen.

Pedro Calles fasst das so zusammen: „Unsere Stärken waren: Hervorragende Charaktere im Team. Wie DeWayne Russell offensiv aufgetrumpft hat. Die Entwicklung von Norris Agbakoko und Alen Pjanic. Unsere Schwäche waren die individuellen Möglichkeiten einiger im Team, was kein Vorwurf an meine Spieler ist. Sie haben alles aus sich herausgeholt. Und das ist nach meinem Verständnis das Beste, was man über Profis sagen kann, die mit so viel Herz spielen. Aber es fehlten uns ein weiterer starker Ballhandler hinter Weezy, weitere starke 1-gegen-1-Verteidiger hinter einem Max DiLeo und weitere dominierende Go-to-guys.“

Hermann Schüller zieht zusammen mit Srdjan Klaric und Pedro Calles diese Schlüsse:

„Das Team war zwar gut zusammengestellt – für das Top Level, um auch in einem Viertelfinale und einem möglichen Halbfinale bestehen zu können, hat es jedoch nicht gereicht. Die Analyse hat ein klares Bild ergeben, welche Anpassungen und Ergänzungen wir für die neue Saison vornehmen müssen. Insbesondere soll bei möglichen Neuverpflichtungen mehr Athletik im Vordergrund stehen. Allerdings soll ein höheres Niveau an Talent nicht auf Kosten der Teamchemie gehen und Abstriche beim Charakter gemacht werden.“

Erschließung neuer Zielgruppen und höhere Auslastung in der EWE Arena

Die EWE Baskets haben die höchste Auslastung aller BBL-Clubs (98,3 Prozent) und hinter ALBA Berlin den höchsten Zuschauerschnitt (5.914). Zwölf von 17 Hauptrunden-Spielen in der Großen EWE Arena waren ausverkauft. Der Oldenburger BBL-Club hat die meisten Dauerkarten (3.800) innerhalb der Liga verkauft. Mit der Saison 2023/2024 rechnen die EWE Baskets damit, die selbstgesetzte Obergrenze von 4.000 Dauerkarten zu erreichen.

Aus dem Umland strömen mittlerweile 15 Prozent mehr Fans in die Große EWE Arena als in der Vergangenheit. Eine der signifikantesten Veränderungen im Laufe der Saison ist jedoch die Steigerung innerhalb einer ganz bestimmten Zielgruppe: Familien mit Kindern. Der Anstieg liegt hier bei 70 Prozent.

„Das liegt nicht nur daran, dass wir in der abgelaufenen Saison familienfreundlich mehr Heimspiele an Sonntagnachmittagen hatten. Wir erkennen auch anhand der sozialen Projekte des Baskets4Life e.V. – wie zum Beispiel BASKita – dass wir deutlich mehr Familien und Kinder in der Nordwest-Region erreichen und somit mehr Menschen für den Basketball begeistern. Und die Erfahrung zeigt: Wer einmal bei unseren Heimspielen dabei war, will unbedingt wiederkommen“, so Daniel Pleines, Leiter Marketing.

Dabei sind bereits jegliche Möglichkeiten ausgeschöpft worden, die die Große EWE Arena hergibt. Das sind in erster Linie Courtside Seats und Stehplätze im Oberrang, die die Kapazität bei einigen Heimspielen auf das absolute Maximum von 6.200 Plätzen hochgeschraubt hat. Hermann Schüller sieht hier in Zukunft erhöhten Handlungsbedarf, da die EWE Baskets an Kapazitätsgrenzen stoßen, die die Entwicklung des Clubs einschränken werden, sollten nicht entsprechende Maßnahmen ergriffen werden.

Der Nachwuchsbereich

Deutliche Fortschritte sind zudem im Nachwuchsbereich gemacht worden. Sowohl das JBBL-, als auch das NBBL-Team standen in den Playoffs. Darüber hinaus ist das NBBL-Team der EWE Baskets Juniors in die Hauptrunde A aufgestiegen und zählt in der kommenden Saison zu den 16 besten deutschen Teams in der Altersstufe U19.

„Es ist für alle motivierend, dass unsere Bestrebungen aus der Vier-Säulen-Strategie – in der ja der Nachwuchsförderung in der Region eine besondere Bedeutung zukommt – schon nach so kurzer Zeit erste Früchte trägt. Diesen Weg wollen wir weiter beschreiten“, sagt Srdjan Klaric, Leiter Sport, der für die kommende BBL-Saison bis zu fünf Nachwuchsspieler im Trainingskader des Profi-Teams ankündigt.

„Es ist uns besonders wichtig, auf junge Spieler zu setzen, die aus der Region kommen. Das schafft eine deutlich höhere Identität“, so Pedro Calles. Bestes Beispiel für diesen Weg: Norris Agbakoko. Der 2,18 Meter große Center kam spät zum Basketball. Dank intensiver Förderung im Nachwuchsprogramm ist der gebürtige Bremer zum BBL-Spieler gereift und erlebte unter Calles eine Breakout Season, wie man im Basketball sagt. Insbesondere in der Rückrunde wandelte sich die Rolle von Agbakoko vom Talent hin zur veritablen Stütze im Team, mit dem sich die Gegner in ihrer Video-Analyse zwangsläufig beschäftigen müssen.

Gesamtfazit

Nicht nur sportlich haben die EWE Baskets eine starke Basis geschaffen, um ihre Erfolgsgeschichte – die über den Basketball hinausgeht – fortzuschreiben. Noch nie zuvor in seiner Geschichte hat der Club so viele Menschen erreicht und begeistert. Neben steigenden Zuschauerzahlen in der EWE Arena und steigenden Reichweiten über Social Media, wo mittlerweile fast 100.000 Follower die Aktivität der Donnervögel verfolgen, liken und teilen, ist der neue TV-Vertrag der Liga mit dem neuen Player DYN und deren Medienpartnerschaft mit BILD Sport ein Indikator für gesteigerte Aufmerksamkeit.

Der Kader soll qualitativ verbessert werden, um in der absoluten Spitze national mithalten zu können. Eine Nachwuchsarbeit, die in der Nordwest-Region in die Breite geht, soll perspektivisch Talente binden.

Die sozialen Projekte wie zum Beispiel BASKita und das Vorzeige-Projekt Campus-Bau schaffen eine Nachhaltigkeit, die nicht nur neue Zielgruppen erschließt, sondern auch die gesellschaftliche Bedeutung und die Strahlkraft der EWE Baskets verstärkt.

Ihnen hat der Artikel gefallen? Vor allem, weil Sie ihn ohne Paywall lesen konnten? Alle Artikel bleiben für alle frei zugänglich. Die Jade-Weser-Zeitung freut sich allerdings über freiwillige Beiträge, die über Paypal an das Konto kontakt@jesco-von-moorhausen.de gezahlt werden können. Wie hoch? Das ist Ihre Entscheidung. Jeder Cent zählt! Danke! Ihr Jesco von Moorhausen, Inhaber und Redaktionsleitung