„Weihnachtsspende“: Die einen helfen Menschen aus Bauernfamilien, die in größten seelischen Nöten sind – die anderen versorgen jene Menschen mit hochwertigen Lebensmitteln, denen das Geld dazu fehlt: Das Landwirtschaftliche Sorgentelefon Rastede (Landkreis Ammerland) und die Wilhelmshavener Tafel erhalten dieses Jahr die Weihnachtsspende der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK). Im Bild zu sehen sind (v.l.) Hartmut Seetzen, Kreislandwirt der LWK für Friesland und Wilhelmshaven und Vorsitzender des Bezirksstellenbeirats der LWK-Bezirksstelle Oldenburg-Nord, Yvonne Janßen, Erste Vorsitzende des Vereins Wilhelmshavener Tafel e.V., Uwe Sieckmann, Landwirt und Erster Vorsitzender des Vereins Landwirtschaftliches Sorgentelefon Rastede e.V., und Renko Eilts, Leiter der LWK-Bezirksstelle Oldenburg-Nord. (Foto: pr)

Bad Zwischenahn. Die einen helfen Menschen aus Bauernfamilien, die in größten seelischen Nöten sind – die anderen versorgen jene Menschen mit hochwertigen Lebensmitteln, denen das Geld dazu fehlt: Das Landwirtschaftliche Sorgentelefon Rastede (Landkreis Ammerland) und die Wilhelmshavener Tafel erhalten dieses Jahr die Weihnachtsspende der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK).

Beide Organisationen bekommen je 1.250 Euro, teilte die LWK am Dienstag (12.12.2023) mit. Die Spendenübergabe fand in der LWK-Bezirksstelle Oldenburg-Nord in Bad Zwischenahn-Wehnen statt.

„Als Landwirtschaftskammer Niedersachsen arbeiten wir naturgemäß landesweit für die Menschen in der Fläche“, sagte Kammerdirektor Dr. Bernd von Garmissen. „Wir sind überzeugt davon, dass ein funktionierendes Leben auf dem Lande wie in der Stadt für Niedersachsen von großer Bedeutung ist und unterstützen daher sehr gerne gemeinnützige Organisationen, die diese Überzeugung teilen.“

Landwirtschaftliches Sorgentelefon Rastede

Einsamkeit, Streit und Gewalt in der Familie, Angst um die Existenz des Betriebes, Depression und Selbstmordgedanken: Wer beim Landwirtschaftlichen Sorgentelefon Rastede anruft, den bewegen eigene existenzielle seelische Nöte oder das Schicksal von Angehörigen, denen es sehr schlecht geht. Neun speziell ausgebildete Beraterinnen und Berater nehmen sich während der Sprechzeiten anonym und mit viel Geduld dieser schwierigen Fragestellungen an und versuchen, den Anruferinnen und Anrufern Wege aus der akuten Krise zu zeigen.

„Ich wünsche allen Berufskolleginnen und Berufskollegen von Herzen, dass sie in schwierigen Situationen den Mut finden, beim Sorgentelefon anzurufen“, sagte Uwe Sieckmann, Landwirt und Erster Vorsitzender des Vereins Landwirtschaftliches Sorgentelefon Rastede e.V. „Die Anruferinnen und Anrufer werden feststellen, dass es hilft zu reden, vor allem wenn am anderen Ende der Leitung gut geschulte Menschen zuhören, die ebenfalls einen landwirtschaftlichen Hintergrund haben und sie verstehen.“

„Ich freue mich, dass es speziell für Landwirte und ihre Angehörigen bei uns vor Ort das Landwirtschaftliche Sorgentelefon gibt, bei dem Menschen, die in Not sind, Unterstützung erfahren“, sagte Hartmut Seetzen, Kreislandwirt der LWK für Friesland und Wilhelmshaven und Vorsitzender des Bezirksstellenbeirats. „Deswegen unterstützen wir die Einrichtung sehr gerne mit einer Spende.“

„Beim Sorgentelefon wird mit hohem Sachverstand zugehört, und aus diesen Gesprächen, die absolut anonym sind – denn nirgendwo taucht die Anrufer-Telefonnummer auf – ergeben sich für die Anruferinnen und Anrufer häufig Lösungsansätze, die ihnen weiterhelfen“, hob Seetzen hervor.

Die Spende der LWK wird laut des Vereinsvorsitzenden Sieckmann voraussichtlich für eine Fortbildung des Beratungspersonals investiert. Die Einrichtung in Rastede ist einer von drei Standorten des Landwirtschaftlichen Sorgentelefons in Niedersachsen. Die beiden weiteren Anlaufstationen haben ihre Sitze in Oesede (Stadt Georgsmarienhütte) und in Barendorf (Kreis Lüneburg).

Wilhelmshavener Tafel

Rund 100 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen im Wechsel an unterschiedlichen Wochentagen bei der Wilhelmshavener Tafel dafür, dass Menschen mit finanziellen Schwierigkeiten in der Jadestadt und in deren ländlicher Umgebung an frische und gesunde Lebensmittel kommen. „Über drei Ausgabestellen, zwei im Stadtgebiet, eine in Sande, versorgen wir ungefähr 1.500 Bedürftige – darunter etwa 500 Kinder“, berichtete Yvonne Janßen, Erste Vorsitzende des Vereins Wilhelmshavener Tafel e.V.

Momentan sieht sich die Tafel mit einer schwierigen Situation konfrontiert: „Bedingt durch die Teuerung seit Anfang 2022 und durch eine wachsende Zahl Geflüchteter, etwa aus der Ukraine, nimmt die Zahl der Menschen zu, die zu unseren Ausgabestationen kommen“, berichtete Janßen. „Zugleich bekommen wir merklich weniger Lebensmittel von den Supermärkten – auch die privaten Lebensmittelspenden sind zurückgegangen.“

Die Spende der LWK möchte die Tafel Wilhelmshaven für die Ausstattung ihres neuen Vereinssitzes nutzen. „Vor einem Jahr hatten wir einen Wasserschaden mit starkem Schimmelbefall – deswegen müssen wir in neue Räume umziehen“, so Janßen. Die Tafel finanziere sich ausschließlich über Spenden, Mitgliedsbeiträge und über den kleinen Obolus, den die Bedürftigen bei der Lebensmittelausgabe entrichten.

„Die Versorgung der bedürftigen Menschen mit frischen und gesunden Lebensmitteln aus dem Lebensmitteleinzelhandel oder durch Spenden ist neben dem menschlichen Fürsorgeeffekt auch ein Ausdruck der Lebensmittelwertschätzung und trägt dazu bei, dass gute Lebensmittel nicht weggeworfen, sondern sinnvoll genutzt werden“, sagte Renko Eilts, Leiter der LWK-Bezirksstelle Oldenburg-Nord. „Der Lebensmittelverschwendung entgegenzutreten und über die Zusammenhänge und Folgen zu informieren ist auch Aufgabe der Landwirtschaftskammer mit ihren Beraterinnen und Beratern. Unterstützung erfährt die LWK dabei vom Zentrum für Ernährung und Hauswirtschaft, deren Trägerin sie auch ist.“

Darüber hinaus decke sich das Thema ebenfalls mit dem Engagement der Kreislandfrauenverbände, das auf die Steigerung der Wertschätzung von Lebensmitteln abziele, ergänzte Eilts. „Insofern ist die Bedeutung der Tafel in mehrfacher Hinsicht zu würdigen und die diesjährige Spende an die Tafel in Wilhelmshaven gut platziert.“

Die gespendeten 2.500 Euro wandte die LWK früher jährlich dazu auf, um Weihnachtspost an ihre Kundinnen und Kunden zu verschicken. Zugunsten karitativer Einrichtungen in Niedersachsen verzichtet die LWK größtenteils auf den Versand und schickt Glückwünsche stattdessen häufig per Mail.