Oldenburg. Wenn es um Schulbauten geht, stehen meistens Umbau- oder Sanierungsmaßnahmen im Vordergrund. Eine neue Schule von Grund auf planen und nach modernen pädagogischen Gesichtspunkten gestalten zu können, ist eher selten. Der Stadtverwaltung hat sich diese Chance im Zuge der Entwicklung des neu entstehenden Stadtteils auf dem Areal des ehemaligen Fliegerhorstes geboten – „und die haben wir als Schulträger genutzt“, freut sich Schuldezernentin Dagmar Sachse.
Auf dem früheren Militär-Gelände soll zum Schuljahr 2028/2029 eine zweizügige Grundschule gegründet werden – und die wird sich, so viel steht jetzt schon fest, vom Bild einer klassischen Flurschule deutlich unterscheiden. „Stattdessen wird es vielfältig nutzbare Räume und differenzierte Lernbereiche geben, die dem veränderten Verständnis von Unterricht in einer inklusiven Schule Rechnung tragen“, blickt Dagmar Sachse voraus. „Wir haben in einem breit angelegten Beteiligungsverfahren ein Raumkonzept für einen modernen Schulbau erarbeitet, das von vornherein die Bedürfnisse der Nutzenden und aktuelle Expertisen von Fachleuten berücksichtigt“, erläutert Matthias Welp, Leiter des Amtes für Schule und Bildung. „Das war in dieser Form“, so Welp, „ein für Oldenburg bisher einmaliger Prozess.“
Lerndörfer, Marktplätze und Forum
Das Raumkonzept wurde erstmalig am 7. November vorigen Jahres im Schulausschuss vorgestellt und soll nun am 6. Februar erst vom Schulausschuss und dann am 26. Februar vom Rat beschlossen werden. Für den Neubau sind nach grober Kostenschätzung Investitionsmittel in Höhe von rund 12,3 Millionen Euro nötig. Dabei entfällt eine Million Euro auf die Realisierung räumlicher Mehrbedarfe, die sich aus dem Konzept ergeben und die das bisherige „Musterraumprogramm“ für Grundschulen um 146 Quadratmeter übersteigen. Die Mehrbedarfe entstehen durch die Schaffung von vier so genannter „Lerndörfern“ mit jeweils einem „Marktplatz“ und eines „Forums“, das der Schulgemeinschaft als Zentrum für fächerübergreifende Aktivitäten dienen soll.
Schulbauwerkstätten fertigen Vorschläge: Modern, aber nicht radikal
Der Erarbeitung des Raumprogramms liegt eine besondere Note zugrunde. Es ist das Ergebnis eines Projektes zur Schulbauberatung durch das Institut für Partizipatives Gestalten (IPG) mit dem Organisations- und Schulentwicklungsbüro Lotz & Monssen. In zwei gut besuchten und produktiven „Schulbauwerkstätten“ wurden am 19./20. Januar und 10. März vergangenen Jahres Eltern, Schülerinnen und Schüler, Vertretungen der Verwaltung, des Landes Niedersachsen, des Oldenburger Stadtrates sowie verschiedener fachlicher Arbeitsgruppen beteiligt. „Das nun vorliegende Raumprogramm ist zeitgemäß, nachvollziehbar und angemessen. Es handelt sich um einen modernen und dabei nicht radikalen Vorschlag“, sagt Jan Reinder Freede, Leiter des Fachdienstes Schulentwicklung.
Raum für individuelles Lernen
Das Raumprogramm bildet den Wunsch aller Beteiligten nach einem Schulkonzept ab, das Raum für individuelles Lernen im eigenen Tempo bietet, ohne dabei die Klassengruppe als Bezugspunkt und sichere Basis zu vernachlässigen. Ein vielseitiges und attraktives Bewegungsangebot, verzahnt mit den verschiedenen Nutzungsräumen, spielt eine zentrale Rolle. Dabei wird angestrebt, das Gebäude mit seinem Außengelände zu verweben und die Schule in den entstehenden Stadtteil einzubetten.
Jahrgangsübergreifende Lerngruppen
Die Teilnehmenden der Schulbauwerkstätten und auch die Steuerungsgruppe „Pädagogische Konzepte des Regionalen Landesamtes für Schule und Bildung“ haben sich für jahrgangsübergreifende Lerngruppen vom Jahrgang 1 bis 4 ausgesprochen: Es soll acht Klassen geben, die von der Altersstruktur alle die gleiche Zusammensetzung haben sollen. Jahrgangsübergreifende Lerngruppen eröffnen vielfältige Möglichkeiten des voneinander Lernens. Die acht Klassen sollen in vier so genannten „Lerndörfern“ organisiert werden. Die Steuerungsgruppe wird die pädagogische Ausrichtung der Schule bis zu deren Gründung weiter begleiten.
2028 erste Einschulung geplant
Das Land Niedersachsen hat eine Genehmigung der neuen Grundschule in Aussicht gestellt, wenn ausreichend Schülerinnen und Schüler pro Jahrgang prognostiziert werden. Dieses wäre in der angestrebten Zweizügigkeit nach derzeitigem Stand zum Schuljahr 2028/2029 erreicht. Die Schule soll dann hochwachsen, bis schließlich 2031/2032 alle Jahrgänge vollständig sind.