Niedersachsen. Der Niedersächsische Erdbebendienst (NED) am Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) hat heute (25.03.24) um 12:07 Uhr bei Syke (Landkreis Diepholz, südlich von Bremen) ein Erdbeben mit einer Lokalmagnitude von 3,6 registriert. Dies war eines der stärksten Beben in Niedersachsen in den vergangenen Jahren. Es dürfte in einem Umkreis von 15 Kilometern zu spüren gewesen sein. Leichtere Sachschäden wurden zwischenzeitlich gemeldet, nach bisherigen Erkenntnissen des LBEG sind Menschen nicht zu Schaden gekommen. Das LBEG geht davon aus, dass es einen Zusammenhang mit der Erdgasförderung in der Region gibt.
Das Epizentrum (Ort des Erdbebens) liegt etwa drei Kilometer südlich der Stadt Syke. Dort liegt das Erdgasfeld Klosterseelte/Kirchseelte/Ortholz des Unternehmens ExxonMobil, aus dem aktuell nicht produziert wird. Das Erdbeben wurde im Umkreis von der Bevölkerung deutlich verspürt. Schon eine Stunde nach dem seismischen Ereignis waren beim LBEG rund 30 Meldungen verspürter Erschütterungen eingegangen. Berichtet wird von klappernden Fenstern und Türen, kleineren umgefallenen Gegenständen sowie leichten Schäden wie Rissen im Innen- oder Außenputz.
Das aktuelle Erdbeben steht sehr wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Erdgasförderung in dem betreffenden Erdgasfeld. Die Förderung von Erdgas führt zu Spannungen im tiefen Untergrund. Wenn diese an Schwächezonen im Untergrund impulsartig abgebaut werden, kann es zu spürbaren Erschütterungen an der Oberfläche kommen. Die genaue Ursache wird zurzeit in detaillierten Untersuchungen analysiert.
Anwohner, die das aktuelle Ereignis verspürt haben, können ihre Beobachtungen über einen Fragebogen auf der Internet-Seite des LBEG melden unter: Niedersächsischer Erdbebendienst > „Erdbeben verspürt“ > Erdbeben-Fragebogen. Die dort gemachten Angaben werden für eine unabhängige Bestimmung des Epizentrums und zur Abschätzung der Auswirkungen des Ereignisses genutzt.
Wichtige Zusatzinformation: Das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) wird zu dem seismischen Ereignis von Montag einen so genannten Einwirkungsbereich ermitteln und festlegen. Ist im Einwirkungsbereich eines Betriebes an einem Gebäude oder einer sonstigen baulichen Anlage ein Schaden entstanden, der durch Erschütterungen verursacht worden ist und ein Bergschaden sein kann, so wird anhand des äußeren Erscheinungsbildes dieser Beschädigung auf den Bergbaubetrieb als Verursacher geschlossen. Bei dieser sogenannten Bergschadensvermutung handelt es sich um einen Anscheinsbeweis. Geschädigte müssen innerhalb des Einwirkungsbereiches also keinen Zusammenhang zum Erdbeben beweisen – es ist umgekehrt:
Das Unternehmen müsste beweisen, dass dieser Zusammenhang nicht existiert (Beweislastumkehr nach Einwirkungsbereichs-Bergverordnung). Betroffene können sich schon jetzt bei ExxonMobil per E-Mail unter pressestelle.hannover@exxonmobil.com melden.
Erdbeben auch bei Emlichheim
Gegen drei Uhr in der Nacht zu Sonntag ist es auch in Emlichheim (nahe der Grenze zu den Niederlanden) zu einem Erdbeben gekommen, das mit einer Magnitude von 2,0 allerdings deutlich schwächer war. Auch hier ist ein Zusammenhang zur Erdgasförderung anzunehmen. Schäden wurden nicht gemeldet, die leichte Erschütterung wurde von einigen Menschen wahrgenommen.
Hintergrund:
Der NED am LBEG überwacht als staatlicher seismologischer Dienst die Erdbebentätigkeit in Niedersachsen und den angrenzenden Gebieten. Die fachlichen Arbeiten werden in enger Kooperation mit dem Erdbebendienst des Bundes an der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) durchgeführt.
Nach Erkenntnissen des NED waren dies die stärksten gemessenen Erdbeben in Niedersachsen:
Region Herdzeit ML
Soltau 02.06.1977 4,0
Rotenburg 20.10.2004 4,5
Syke 15.07.2005 3,8
Syke 01.05.2014 3,2
Cloppenburg 19.12.2014 3,1
Völkersen 22.04.2016 3,1
Lastrup 28.09.2018 3,1
Lastrup 01.10.2018 3,6
Völkersen 20.11.2019 3,2
Völkersen 20.11.2019 3,0
Syke 25.03.2024 3,6